Fast drei Jahre benötigte das kanadische Quartett um Sänger Raine Maida, um „Healthy in paranoid times“ einzutüfteln, was bestimmt für Unruhe bei ihrer Major Company sorgte. Schließlich sind OLP in Amerika und besonders in Kanada eine der erfolgreichsten Bands überhaupt (u.a. erhielt man bereits ein Diamant-Album für zehnmal Platin). Insgesamt 45 Songs hat man für das neue Album geschrieben und daraus zwölf für „Healthy in paranoid times“ ausgewählt. Für mich sind OLP bereits seit ihrem Debüt „naveed“ (1994) die Alternative-Hoffnung schlechthin. Mit Raine Maida hat man einen Sänger, der neben dem hohen Wiedererkennungswert vor allem durch seine einzigartigen Gesangsmelodien, die inzwischen haufenweise von allen möglichen Bands kopiert werden, hervorsticht. Fakt ist, dass OLP mit ihrem neuesten, 12-Track starken Album das ruhigste ihrer Karriere vorlegen. Trotz der knackigen ersten Single „where are you“ ist das meiste Material eher im gediegenen Rock anzusiedeln, was ihnen aber keinesfalls die Klasse absprechen soll.
Der Opener und zugleich Videotrack „angels losing sleep“ ist ein gutes Beispiel für den Bandsound. Getragenes, hochmelodisches Gitarrenspiel und die zerbrechlichen Vocals sorgen auch Dank des gekonnten Songwritings dafür, dass besagtes Lied ein todsicherer Hit wird. Der Chorus erinnert sehr an R.E.M. und LIVE, was aber nicht weiter stört. Überhaupt sprechen OLP mit ihrem neuesten Longplayer immer mehr die Fanschicht der beiden genannten Band an, und auch U2 sind nicht allzu weit entfernt. Die Melodien sind zwar immer noch vordergründig und gut, aber die Art, wie sie transportiert werden, hat sich geändert. Ich vermisse etwas die genialen Singalongs von Übernummern wie „one man army“, „blister“ (vom besten Album „Happiness is not a fish that you can catch“) oder „do you like it“ vom letzten Album „Gravity“. Man wird das Gefühl nicht los, dass OLP dabei sind, sich mehr dem reinen Rock zuzuwenden und sich dabei vom Alternative Rock der vergangenen Jahre zu lösen. Dass dies jedoch aus Profitgier geschieht, unterstelle ich den Kanadiern nicht. Vielmehr ist es eine Art Reifeprozess. Inhaltlich beschäftigen sich die Vier nach wie vor mit sozialen und wirtschaftlichen Missständen. Wenn meine Informationen stimmen, hat Bob Rock erneut produziert. Leider habe ich keine Begleitinformationen bekommen, und auch auf der Homepage sucht man diese Information vergebens.
Zusammenfassend muss ich OLP eine durchaus gute bis sehr gute Scheibe bescheinigen, stilistisch manchmal etwas an R.E.M. und U2 erinnernd, die zeitlosen Rock zelebriert, aber nicht ganz an ihre genialen Vorgänger-Scheiben anknüpfen kann. Ich hoffe nur, dass OLP auch endlich in Europa ihren verdienten Erfolg einfahren können und nicht immer nur in Übersee.
In Kanada ist die Platte bereits letztes Jahr erschienen und hat sich schon über zwei Millionen Mal verkauft!