Hier ist es nun also, das lang erwartete Debütalbum von ORACLES (bzw. ΩRACLES). Moment mal, das Debüt? Hatte die Band ihren Durchbruch nicht schon vor circa zwei Jahren? Richtig, ich hatte sie damals auf dem Reeperbahn-Festival im ziemlich überfüllten Grünen Jäger gesehen, das eher einer Sauna als einem Club glich. Damals hatten die Berliner Jungspunde allerdings erst ihre erste EP auf den Markt geworfen, wurden anschließend von diversen Labels heiß umworben, es folgten einige Umbesetzungen, und so ließ der Longplayer eben doch ein Weilchen auf sich warten.
In der Zwischenzeit hat sich im schnellebigen Musikbusiness aber einiges getan. Neopsychedelischer Indiepop ist nicht mehr ganz so neu, wie der Genrename es vermuten lassen könnte, und auch die ORACLES sind musikalisch ein ganzes Stück poppiger geworden, das Info verwendet allerdings lieber die positiver konnotierten Adjektive „ernst“ bzw. „erwachsen“. Man könnte auch sagen „braver“ oder „langweiliger“, aber ich will den ORACLES nichts Böses. Denn ihrem Album „Bedroom eyes“ kann man beim genauen Hinhören die Feinheiten im Songwriting durchaus anhören, und auch der warme Sound klingt nicht wahllos zusammengesucht, sondern gut abgestimmt. Ein Gefühl der Zeitreise zurück zu den Festivalsommern der Sechziger und Siebziger Jahre tut sich da problemlos auf, die Refrains haben einen Wiedererkennungswert, der mitunter an die ganz Großen (MGMT) erinnert. Aber doch gibt es auf diesem Album auch ein Manko, und das sind die ständigen Wiederholungen in den Strophen, die den ORACLES scheinbar als musikalisches Element dienen, mitunter aber doch an meinen Nerven zehren.
Den Erfolg werden ORACLES mit ihrem Debütalbum auch mit einer gewissen Verspätung einheimsen können. Es sei ihnen gegönnt. Denn was man ihnen lassen muss: diese Platte klingt herrlich international.