PINK FLOYD – The endless river

Als Fan der BBC-Serie „Doctor Who“ fällt einem bei diesem wunderschön verpackten und mit enorm viel Inhalt versehenen neuen Album von PINK FLOYD natürlich zunächst der Track „Allons-Y“ ins Auge. Aber first things first. Es überrascht nicht wirklich, dass der Einstieg ins Album sehr ruhig und gemächlich erfolgt, man möchte fast sagen, das hätte man erwartet. Während nun also auf den eigentlichen Start gewartet wird, kann man genüsslich im Booklet (mit der Betonung auf Book) blättern oder sich an den mitgelieferten Karten inklusive 3D-Optik erfreuen. Man hört den Tracks durchaus an, dass sie in die Phase der Entstehung von „The division bell“ fallen, was man ihnen nicht anhört, sind die Gründe, warum sie es nicht auf das genannte Album aus dem Jahr 1994 geschafft haben. Denn „The endless river“ ist ein in sich stimmiges Album ohne Ausrutscher oder Songs, bei denen man denkt, man hätte sie besser verstauben lassen. Angestaubt wirken sie auch schon deshalb nicht, weil sie mit moderner Studiotechnik sogar aus dem Jahr 1968 in das 21. Jahrhundert geholt, teilweise aber auch völlig neu geschrieben sind. Zudem sind die einzelnen Stücke wie Fragmente eines Mosaiks ineinander vermischt, so dass nie das Gefühl aufkommt, hier wären alte Aufnahmen einfach des Geldes wegen neu aufgenommen worden.
Größtenteils geht es sehr sphärisch und auch atmosphärisch zu, nur zwischendurch schlagen die Rockgitarren mal die Augen auf und versprühen eine zusätzliche Energie. Als besonders interessant hervorzuheben ist das fast schon jazzige „On noodle street“, das man so gar nicht sofort mit PINK FLOYD verbindet. Hingegen sehr typisch, hypnotisch und exzessiv ist dann wieder das oben bereits erwähnte „Allons-Y“.
Und wenn man dann den letzten Track erreicht hat, erklingen auch erstmalig Stimmen auf „The endless river“. Ausgerechnet dieser Song heißt dann „Louder than words“ und ist wieder einmal der Beweis, dass PINK FLOYD in der Lage waren und sind, großartige Pophymnen zu schreiben.
Natürlich soll auch die beigelegte DVD nicht zu kurz kommen, also noch ein paar Worte zum audiovisuellen Beitrag. Hierauf finden sich neben einem Fotovideo zu „Ansina“ über die Produktion des Albums fünf Aufnahmen live aus dem Aufnahmestudio, die 1993 entstanden sind. Sie geben einen tiefen Einblick in das Schaffen von PINK FLOYD und machen den Zuschauer das ein oder andere Mal schmunzeln. Darüber hinaus enthält die DVD noch drei weitere Audioaufnahmen.
Insgesamt ist „The endless river“ ein absolut stimmiges, wundervoll träumerisches Album, das in der Zeit zurückschaut, gleichzeitig aber auch den Blick nach vorne wagt. PINK FLOYD haben sich verändert, ohne sich selbst aufzugeben. Und man darf gespannt sein, ob da noch mal was ganz Neues kommt. Spannend wäre es allemal.

Simon-Dominik Otte

Mensch. Musiker (#Nullmorphem). Schauspieler (#BUSC). Rezensent (#blueprintfanzine). Come on, @effzeh! AFP-Fan. (#Amandapalmer). Lehrer. Und überhaupt. Und so.