ØL – The merging

ØL. Jaja, klingt Schwedisch, ist es aber nicht. Sondern der Name einer durchaus erfahren zu nennenden (Alternative-)Rock-Pop-Band aus deutschen Landen, die mit „The merging“ bereits Tonträger Nr. 21 veröffentlichen. Da sind Fleißkärtchen garantiert.
Beim Cover ist man verleitet, zunächst an BRIGHT EYES oder ANDREW BIRD zu denken. Aber weit gefehlt.
Bei dem Sound und vor allem dem Gesang, der schwer einzuordnen ist, in Teilen (wenn er nicht gerade durch den Distorter gejagt wird) aber an eine Mischung aus TOM PETTY und COLDPLAY gemahnt, sollte auch die Eroberung des Radios möglich sein, zumindest sollten die Mainstream-Sender der Republik hier hellhörig werden. „The merging“ ist professionell arrangierter, sicher eingespielter, grooviger Rock, wie man ihn auch von Radiogrößen gewohnt ist. Bei den musikalisch herausstechenden Stücken wie „Here we go again“ und „Goodbye“ scheint ein Hauch von SLUT durch das Studio geweht zu haben, was definitiv kein Nachteil ist. Nette kleine Spielerei ist der „Livemitschnitt“ des Gelächters und recht ulkigen Geredes nach „Don´t ask why“.
Ansonsten bleibt Vieles, was ØL machen, radiotauglicher Pop-Rock, der zum einen Ohr rein und zum anderen wieder heraus drängt, wenig bleibt hängen. Hinzu kommt, dass das Album auch noch wie mit Weichspüler nachbehandelt klingt, was nicht zuletzt an den Streichern liegt, und einem doch glatt der Name ENRIQUE IGLESIAS über die Lippen der Tastatur kommt, „nanana“ inbegriffen. Da wird der Begriff „schnörkellos“ aus dem Presseinfo schnell negativ assoziiert und durch „nichtssagend“ ersetzt.
Musik für Menschen, die auf die Frage „was hörst du?“ gerne „Rock!“ antworten wollen, damit nicht allzu sehr auffallen möchten und genauso gut „alles“ sagen könnten. Denn jeden Track von „The merging“ kann man sich morgens um sieben in so manchem Radiowecker vorstellen. Ich aber nicht mehr in meinem CD-Player. Aus.

Simon-Dominik Otte

Mensch. Musiker (#Nullmorphem). Schauspieler (#BUSC). Rezensent (#blueprintfanzine). Come on, @effzeh! AFP-Fan. (#Amandapalmer). Lehrer. Und überhaupt. Und so.