BOY OMEGA – Night vision

„Hör auf, deine Tabletten zu nehmen, heirate, werde Vater und finde einen Grund, dass sich das Leben lohnt“ sagt Martin H. Hasselgren über die Songs auf seinem sechsten Album unter dem Namen BOY OMEGA. Da fühlt man sich ja direkt zu Hause. Machte er früher sehr viel akustische Musik, legt er bei „Night vision“ mehr Wert auf die elektronischen Klänge, erzählt von den richtigen und falschen Wegen, die man im Leben so beschreiten kann. Der Schwede ist dabei so verletzlich wie ELLIOTT SMITH, so düster wie THE CURE und so poppig wie ARCADE FIRE. Zehn Perlen der melancholischen Popmusik findet man auf „Night vision“, zehn harmonische, perfekt gemischte Songs mit viel Herz und Leidenschaft, denen es allerdings nicht immer gelingt, über die Grenzen des Pop hinauszureichen. Mit „Stilts“ aber beispielsweise gelingt Hasselgren ein Stück mit enormem Ohrwurm- und Mitsingcharakter, den man sofort in die nächste Playlist einbauen möchte, so schön schwingt er durch den Raum. So, wie er überhaupt gegen Ende der Platte etwas zarter wird und man den Eindruck gewinnt, dass er uns jetzt noch mehr an seinem Seelenleben teilhaben lässt. Da kann man sich dann schön in die Decken kuscheln und mit ihm weinen, um dann mit „Once“ in den Ohren selig einzuschlafen. Es überrascht mal wieder überhaupt nicht, dass solch ein Album aus Schweden kommt. Pop – mal wieder – in seiner schönsten Variante, leider ab und an ohne die ein oder andere interessante Kante, aber ein durchaus gelungenes Album.

Simon-Dominik Otte

Mensch. Musiker (#Nullmorphem). Schauspieler (#BUSC). Rezensent (#blueprintfanzine). Come on, @effzeh! AFP-Fan. (#Amandapalmer). Lehrer. Und überhaupt. Und so.