Bereits auf dem Debütalbum einer inzwischen nicht mehr ganz so kleinen Punkband aus Husum stand die weise Vorhersage: „TURBOSTAAT sind und bleiben: Jan, Marten, Roli, Peter, Toby“. Daran hat sich auch 15 Jahre später nichts geändert, außer dass Toby sich nun Tobert nennt.
Bei MESSER war hingegen in den letzten sechs Jahren am Besetzungskarussell ein bisschen mehr los. Gitarrist Paul Schaumburg wurde durch Milek von A.M. THAWN ersetzt, hinzu kam außerdem Manuel Chittka (u.a. MILEMARKER, LOVE-SONGS, WE FADE TO GREY) an den Percussions, während Pogo McCartney neuerdings mehr an der Orgel zu finden ist als wie bisher am Bass. Dass die Besetzungswechsel auch musikalische Veränderungen mit sich bringen, überrascht da kaum. Wobei Stillstand nie das Ding von MESSER war. Zwischen den Alben vertonten sie das Lebenswerk des Intellektuellen und Musikers Boris Vian und die Tagebücher von Romy Schneider, wenn sie als Band nicht gerade durch China reisten.
Doch kommen wir zu den musikalischen Veränderungen, die auf dem dritten Album der Münsteraner, offensichtlich werden. Allen voran fällt da der Gesang auf, der auf „Jalousie“ wesentlich facettenreicher ausfällt als auf den vorherigen Werken. Zwar ist Otremba nach wie vor an seinen lyrischen, bildhaften und oftmals dunklen Texten erkennbar, doch trägt er diese nicht mehr rau geshoutet vor, wie man es noch aus den Anfangstagen kannte, inzwischen wechselt er mehr zwischen Erzählen und, noch häufiger, melodischem Gesang hin und her. Stellenweise wird man fast an TOCOTRONIC erinnert. Dies bezieht sich jedoch nur auf den Gesang, denn musikalisch sind MESSER im Vergleich zu vorherigen Stücken, noch wesentlich vielfältiger geworden. Erinnert der Opener mit Gastsängerin Stella Sommer von DIE HEITERKEIT noch an ebendiese Band, fällt „Detektive“ ungewöhnlich poppig aus und weckt Gedanken an die gute alte Zeit des Achtziger Jahre Post-Punk um Bands wie GANG OF FOUR. Apropos Gäste: die sind hier zahlreich vertreten. Neben Stella Sommer durften auch Jochen Arbeit von EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN und Katarina Maria Trenk (SEX JAMS) ihren Gesang beisteuern, während an diversen Stellen Micha Achers (THE NOTWIST) Trompete zu hören ist. Sie alle tragen zu einem Album bei, das sich insgesamt nicht mehr so düster und aggressiv zeigt, wie man es bisher von MESSER gewohnt war. Man könnte „Jalousie“ fast als zugänglich bezeichnen, wobei man dies auf keinen Fall mit massenkompatibel verwechseln sollte. Denn für den Mainstream sind MESSER nach wie vor zu eigensinnig, zu verquer und zu komplex. Und werden es wohl für immer bleiben.