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MARQUIS – Aurora

 
 
Wow! Wenn ich nicht in der Presseinfo gelesen hätte, dass es sich hier um ein neues Album der 1977 gegründeten MARQUIS DE SADE handelt, ich hätte „Aurora“ für ein Album einer jungen, aufstrebenden Wave-Band gehalten, die sich JOY DIVISION zum Vorbild genommen hat. Der Opener ist so frisch, so klar, dass man ihm das Alter seiner Protagonisten nicht anmerkt. MARQUIS werden dann etwas skurril-verspielt, üben sich durchaus auch in Lärm und Disharmonie, zeigen aber insbesondere ihren Hang zu punkiger Wavemusik, die deutlich von den vergangenen Hochzeiten dieser Musik geprägt, aber zu 100% im Hier und Jetzt verankert ist. Mit „Je n’écrirai plus si souven“ baden sie dann aber auch mal sehr tief in düsteren Gefilden, erinnern an viele andere Vorreiter der Wave-Geschichte, ab und an sogar an LOVE LIKE BLOOD, aber durchaus auch an aktuellere Vertreter wie die EDITORS. Und die verqueren Gitarrenmomente, die so seltsam zwischen Lärm und Melodie pendeln, geben „Aurora“ noch ein sehr spezielles Gefühl hinzu, das sich gleichzeitig unsicher, aber auch ausgelassen nennen lässt.
Selbst die französischen Texte, für mich oft eine Hürde hin zur Zufriedenheit mit einer Platte, tun bei mir keinen Abbruch. Vielmehr freue ich mich über kleine, nette Schmankerl aus der deutschen Sprache, die bei „Um immer jung zu bleiben“ vorkommen, wie „wir brauchen das Hilfe“. Das klingt, gesungen mit französischem Akzent, einfach herrlich. Wie auch der Großteil dieses Albums.
 

Simon-Dominik Otte

Mensch. Musiker (#Nullmorphem). Schauspieler (#BUSC). Rezensent (#blueprintfanzine). Come on, @effzeh! AFP-Fan. (#Amandapalmer). Lehrer. Und überhaupt. Und so.