DRYCONDITIONS – Into the night (black light)

Unscheinbar sieht es aus, das neue Album von DRYCONDITIONS. Doch wenn man erst einmal in die CD reingehört hat, muss man feststellen, dass man es mit einem richtigen kleinen Rohdiamanten zu tun hat. Für Schubladendenker ist das Album aber zunächst ein Albtraum: Denkt man bei den ersten beiden Stücken noch, man hätte es mit einer typischen Indie-Rock-Band zu tun, so widmen sie sich in Songs wie „Up and running“ oder „Velvet“ plötzlich dem Pop-Punk, kratzen in „Anaemia“ sogar kurzzeitig am melodischen Hardcore und bewegen sich in „Teenage sundown“ dann wiederum selbstbewusst Richtung Alternative Rock. Vielleicht ist ja gerade das Verfließen dieser stilistischen Grenzen dafür verantwortlich, dass das Label die Musik von DRYCONDITIONS im Promotionschreiben fälschlicherweise einfach als Posthardcore abstempelt. Wie auch immer, zwei Sachen muss man „Into the night (black light)“ einfach zugestehen. Erstens: Obwohl die einzelnen Lieder zum Teil recht unterschiedliche Grundcharaktere besitzen, harmonieren sie letztendlich im Zusammenhang. Und zweitens: Alle Stücke sind auf ihre Weise verdammt catchy! Denn dieses Album strotzt nur so vor tollen Melodien, der (teils zweistimmige) Gesang weiß zu überzeugen, und nach über zehn Jahren gemeinsamen Musizierens wissen die vier Eidgenossen auch in Sachen Songwriting, wie der Hase läuft. Die Tatsache, dass DRYCONDITIONS bereits halb Europa und selbst die USA betourt haben, zeigt zudem, dass diese Band auch internationale Vergleiche nicht zu scheuen braucht. Also, werte Musikfreunde: Unbedingt mal antesten!

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.