Die Lobhudeleien auf der Seite des Orange Blossom Festivals zu dieser Band aus Amsterdam konnte ich voll und ganz nachempfinden. Der Autor spricht dabei von „Wucht und Dynamik, die derzeit ihresgleichen sucht“ und so habe er sich MARATHON gleich dreimal nacheinander angesehen. Auch ich habe die Band auf dem letztjährigen Reeperbahn-Festival im Backyard des alten Molotow-Clubs live erlebt. Die Energie kann ich absolut bestätigen, noch heute ist mir in Erinnerung, wie die Band mit bis zu vier Saiteninstrumenten über die Bühne wirbelte und insbesondere Bassistin Nina Lijzenga immer wieder ihren Sechssaiter in die Höhe riss. So viel hatte ich vorab gar nicht erwartet, wo mir die Band mit ihrem 80s-lastigen, darkwavigen Postpunk zwar schon aufgefallen ist, neben hunderten anderen Bands aber auch nicht merklich hervorstach.
Nun liegt mir also mit „Fading image“ ihr Debütalbum vor, und ich muss leider feststellen, dass ich auch diesmal die Begeisterung nicht ganz nachempfinden kann, die ich nach ihrem Konzert vor einem halben Jahr verspürt habe. Dabei gibt es produktionstechnisch gar nichts zu bemängeln. Der Sound ist rau und düster, zugleich aber kraftvoll, gelegentlich sogar hypnotisch. In diesen Momenten, wo MARATHON ihr Postpunk-Korsett verlassen und mehr in Richtung Shoegaze driften, gefallen sie mir sogar richtig gut (z.B. in „For the better“ oder „Shadow raised a star“). An anderer Stelle fehlt es hingegen entweder an Kompromisslosigkeit in der Dynamik oder an Qualität im Songwriting. Alles zwar nicht schlecht, von Bands wie FONTAINES D.C. und SHAME auf der einen Seite, oder PIXIES und MODEST MOUSE auf der anderen Seite hat man viele Ideen aber auch schon in überzeugenderer Umsetzung gehört.
Nichtsdestotrotz lasse ich es mir natürlich nicht nehmen, mir MARATHON wieder live anzusehen, wenn sich die Möglichkeit bietet.
