Dieser Andy Hull ist 23 und geht dennoch mit MANCHESTER ORCHESTRA bereits ins verflixte siebte Jahr. „Deer“ erwischt den Hörer sofort auf dem falschen Fuß, stößt ihn in das Leid von Trennung, Selbstverleugnung und Größenwahn. Und klingt dabei so zart wie die BRIGHT EYES mit der Stimme von Marcus Mumford. ‚I sit home and drink alone and hope that bottle speaks, like you, like us, like me’. Überhaupt spielt der Alkohol in mehreren der sicherlich selbstreferentiellen Songs auf „Simple math“ immer wieder Rolle, wie etwa auch in „Pensacola“. Das aber ohne Drama, ohne Mitleid, sondern oftmals fast fröhlich und witzig. Und sehr rockig, sehr Indie, einfach sehr schön.
Die Jungs aus Georgia rocken so sicher, so eingespielt, es ist eine wahre Freude. Und Andy Hull schert sich einen Dreck darum, was die Leute, die seine Musik hören, darüber denken, dass er ihnen gerade sein Herz öffnet. Er will einfach Songs schreiben, das merkt man „Simple math“ von vorne bis hinten an. Irgendwo zwischen PINK FLOYD, TRAVIS, MUMFORD & SONS, BRIGHT EYES und den WEAKERTHANS erspielen sich MANCHESTER ORCHESTRA ihr ganz eigenes, gemütliches Plätzchen, das in naher Zukunft sicherlich ein ganzer Platz wird.
Und dann kommt mit „Virgin“ ein Song als Mittelpunkt des Albums, der einfach so eindringlich, so schmerzvoll, so vernichtend ist, als hätte Trent Reznor persönlich für die Lyrics verantwortlich gezeichnet… dann noch dieser Kinderchor… grausam. Aber eben auch großartig und wirklich herzzerreißend.
Es ist einfach gut zu wissen, dass solche Musik immer noch den Weg über den großen Teich findet und in unseren Gehörgängen nicht zum Stillstand kommt, sondern dort ein Eigenleben entwickelt und uns mitnimmt. Hinein in die Welt des 23-jährigen Andy Hull aus Atlanta, Georgia. Richtig gut. Auch, wenn es des Öfteren weh tut. Manchmal muss es das halt.