Wenn man die meisten deutschen Ska-Punk-Veröffentlichungen der letzten Jahre betrachtet, bekommt man schnell den Eindruck, dass dieses Genre in einer musikalischen Sackgasse steckt: Man trifft immer wieder auf das gleiche Wechselspiel aus Offbeats, verzerrten Powerchords und oftmals mechanisch wirkenden Bläsersätzen, dazu durchstandardisierte Songstrukturen und im schlimmsten Fall auch noch völlig belanglose „Friede, Freude, Eierkuchen“-Texte. Auch wenn man fairerweise zugeben muss, dass viele deutsche Ska-Punk-Bands dabei solide bis gute Arbeit abliefern, so schafft es dennoch kaum eine davon, aus diesem Ska-Punk-Einheitsbrei auszubrechen und wirklich Akzente zu setzen. Die Hamburger von LOUI VETTON haben dieses Kunststück hingegen vollzogen und sich nach mehrjähriger Präsenz in der hiesigen Ska-Punk-Szene kurzerhand neu erfunden: Die Bläser sind zwar geblieben, aber abgesehen davon wurden nahezu alle übrigen Ska-Elemente über Bord geworfen und somit reichlich Platz für neue Einflüsse geschaffen. Klar, Punkrock ist immer noch eine der tragenden Säulen ihres Sounds, aber darüber hinaus finden sich auf „Goodbye fairgrounds. It´s the new black“ auch jede Menge Einflüsse aus Indie, Alternative, Jazz oder gar Metal (man beachte die wahnwitzige Lead-Gitarre in „Wake up screaming“) wieder. Optimal ergänzt wird das stilistische Potpourri zudem durch einen ziemlich kratzbürstigen Gesang, der den Sound nochmal einen zusätzlichen Schub verleiht. Zwar bedarf es zunächst einiger Anläufe, bis man sich tatsächlich in das Album reingefunden hat, aber nach mehrmaligen Hördurchgängen hat mich die Band mit diesem mutigen Schritt absolut überzeugt. Als Sahnehäubchen des Ganzen sei darüber hinaus noch das ausgesprochen gelungene Artwork erwähnt, das den Silberling auch optisch perfekt in Szene setzt. Selbst hier tut die Band offensichtlich einiges, um sich von der breiten Masse abzuheben…