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NO LIFE LOST – Von Santa Fu bis San Tropez

Wer Fan des Hamburger Fußball-Regionalligisten Altona 93 ist, der kann kein schlechter Mensch sein. Und wenn eine Band dem Verein sogar eine Vereinshymne schreibt, dann hat sie bei mir schon mal einen Stein im Brett. Erstaunlich ist nur, dass einige Leute aus meinem Bekanntenkreis NO LIFE LOST erst durch das besagte Stadionlied kennengelernt haben, denn die Ska-Punk-Truppe aus Hamburg existiert schon seit über 18 Jahren, und neben diversen Singles ist die Band mittlerweile bei ihrem immerhin vierten Album angelangt. Angefangen mit überwiegend englischsprachigen Punkrocksongs wendete sich die Band Mitte der 90er Jahre zunehmend deutschsprachigen Texten zu und integrierte Ska-Elemente in ihren Sound. „Von Santa Fu bis Saint Tropez“ verdeutlicht, dass sich NO LIFE LOST auch in ihrer Ska-Punk-Zeit kontinuierlich weiterentwickelt haben: Zwar hat sich die Art und Weise, rockige Punkriffs mit Ska-Offbeats und Bläsersätzen zu kombinieren seit dem letzten Album „Melodien gegen den Abstieg“ nicht großartig verändert, doch während mich bei diesem nur wenige Songs richtig überzeugen konnten, wirken die Lieder auf „Von Santa Fu bis Saint Tropez“ insgesamt deutlich harmonischer und ausgereifter, was unter anderem auf eine gesteigerte Dosis Soul in den Stücken zurückzuführen sein könnte. Es muss nicht immer nur direkt nach vorne gehen, sondern es darf zwischendurch auch mal gegroovt werden, und dies steht der Platte ziemlich gut zu Gesicht. Die äußerst fußballaffinen Texte wissen auch diesmal wieder zu überzeugen, denn egal, ob man das sensible Thema Frauenfußball anschneidet, von der eigenen Profi-Karriere träumt oder Kevin Keegan eine längst überfällige Hymne zusammenzimmert – NO LIFE LOST schaffen es stets mit Bravour, humorvolle Zeilen zu dichten und dabei albernen Plattheiten charmant auszuweichen. Fassen wir also zusammen: Du hast Humor? Du gehst zum Fußball? Du hörst gerne Ska-Punk? Dann brauchst du wohl dieses Album!

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.