LEO CAN DIVE sind keine arroganten gehypeten Jung-Briten. NME Lobeshymnen und „Next Big Thing“-Sticker fehlen ihnen. Und dennoch kommt man zurzeit nicht so leicht an ihnen vorbei. Konzerte mit ROONEY, WE ARE SCIENTISTS und demnächst REVOLVERHELD sprechen für sich. Und dann kommt das selbstbetitelte Debüt auch noch bei Virgin raus.
„Dass wir so viel mit unserer kleinen selbstproduzierten EP erreichen, hätte sich wohl keiner von uns erträumt“, sagen Gitarrist Leo und Bassist Andy im Interview. Auch sonst sind sie eher euphorisch gespannt als abgeklärt und überheblich. „Auf einem Festival hatten wir zwei Interview-Termine und natürlich genau so, dass ich BIFFY CLYRO verpasst hab. Und heute spielen die auch wieder so, dass wir es wohl kaum dorthin schaffen.“ Dafür haben sie es geschafft, dass Namen wie Pelle Gunnerfeldt und Tobias Kuhn im Booklett auftauchen, auch eher zufällig. „Es war schon klasse mit Pelle. Wir waren in Schweden, haben ihn zuerst im Supermarkt getroffen, und da war er schon ziemlich entspannt und locker. In seinem Studio haben wir dann auch noch „Bored“ eingespielt, komplett und ziemlich schnell. Das war für uns einfach eine gute Erfahrung.“ Jener Pelle Gunnerfeldt hat das Album dann auch gleich komplett gemastert.
„Es ist schon komisch, wenn man einige der älteren Songs heute hört. Gerade auch verglichen mit frühen Demos. Nicht, dass uns jemand da reingeredet hat, dazu sind Tobi und Pelle selbst Musiker und wissen, dass man da keinen Bock drauf hat, sondern einfach der Sound und das Timing.“ Für meinen Geschmack an einigen Stellen zu perfekt, ist es aber gerade der Sound, der einem am Album sofort auffällt. Und nicht nur dort. Live klingen LEO CAN DIVE sogar noch besser, wenn der Tonmann nicht auf einem Ohr taub ist. Denn Sänger Matthias hat nicht nur in seinem Wohnzimmer eine gute Stimme, sondern auch am letzten Tag einer Tour noch, auch nicht unbedingt die Regel.
Der Prozess der Albumentstehung zog sich dabei über fast drei Jahre hin. „Wir sind sehr selbstkritisch, gerade auch Matze mit seinen Texten. Der ist nie zufrieden und verwirft ständig Dinge, um sie neu zu machen. Ebenso bei den Songs. Da sind bestimmt auch 30 Stück vorhanden und viele Ideen und Fragmente, aber letztendlich für das Album reichten die nicht.“ Auf elf Songs konnte sich die Band dann doch einigen und einspielen. Und dann waren sie plötzlich auch nicht mehr allein.
„Es ist schon cool, wenn sich plötzlich Leute um deine Dinge kümmern und sich für dich einsetzen. Wenn jemand kommt und dir sagt, dass er das, was du machst, wirklich schätzt, und dass er dich unter Vertrag nehmen will, dann bestärkt einen das unheimlich.“ Vor allem, wenn man so Sachen wie Zigarettenautomaten auffüllen neben dem Studium macht. LEO CAN DIVE sind ein Full-Time-Job, der ohne Studium und Nebenjobs nicht ausgeführt werden kann. Was nicht immer leicht ist… „Wir müssen schon immer Schichten tauschen, Urlaubstage sammeln und dieses ganze Zeug, damit wir uns wirklich auf die Band konzentrieren können.“
Aber das Publikum dankt es ihnen, denn obwohl die Duisburger bisher vornehmlich als Support unterwegs waren, gab es bereit viel positive Resonanz, was ja nicht wirklich üblich ist. „Wenn es uns nicht so viel Freude bereiten würde, dann würden wir diesen Stress und die Fahrerei ja auch nicht machen.“ Besser kann man das Projekt Indie-Band wohl nicht umschreiben.