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Foto: Timo Neuscheler

Kurz & schmerzlos (April – Juni 2018) – CD-Besprechungen in aller Kürze

Wer hätte gedacht, dass das diesjährige „Sommermärchen“ nur von so kurzer Dauer sein wird. Doch das schier Unvorstellbare ist tatsächlich eingetreten: Die DFB-Elf ist bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland als Gruppenletzter in der Vorrunde ausgeschieden. Und das völlig zurecht, denn auch aus dem Zusammenhang gerissene Statistikfetzen, wie beispielsweise eine Ballbesitzquote von 75% in der ersten Halbzeit des Spiels gegen Schweden, können nicht darüber hinwegtäuschen, dass „die Mannschaft“ schlicht und ergreifend die Klasse gefehlt hat, um sich gegen die zumindest auf dem Papier deutlich schwächeren Gruppenkonkurrenten durchzusetzen. Wirklich erstaunlich daran finde ich jedoch weniger die dürftige Leistung der DFB-Elf, sondern vielmehr die Selbstverständlichkeit, mit der viele deutsche Fußballfans das Erreichen vorderen Plätze bei dieser WM offenbar fest einkalkuliert hatten. In vielen Köpfen existierte gar nicht die Option eines vorzeitigen Scheiterns, ungeachtet zahlreicher zuletzt absolvierter durchwachsener Testspiele und einem Kader, dem es schlicht und ergreifend an der nötigen Erfahrung fehlt, um dem berühmten Ruf der Deutschen als Turniermannschaft gerecht werden zu können. Demzufolge ist es auch nicht weiter verwunderlich, wenn der Stachel der Enttäuschung tief sitzt und genau diejenigen, die wenige Tage zuvor noch ihre Autos mit Deutschland-Fähnchen und schwarz-rot-goldenen Rückspiegelkondomen ausgestattet hatten, von heute auf morgen kübelweise Spott über die Nationalmannschaft ausschütten und krampfhaft den Eindruck vermitteln wollen, man hätte mit diesem Versagerhaufen glücklicherweise überhaupt nichts zu tun. Hieß es vor vier Jahren noch „Wir sind Weltmeister“, heißt es nun nur noch „Die sind ausgeschieden“. Und auch innerhalb des DFB selber verweist man in diesen stürmischen Zeiten lieber auf das Fehlverhalten einzelner und stilisiert die zweifelsfrei verwerfliche Fotosession zweier Spieler mit einem türkischen Despoten zum moralischen Genickbruch und somit indirekten Auslöser des sportlichen Misserfolges hoch. Und so sehr mich all das übliche patriotische Grundrauschen rund um fußballerische Großereignisse auch ankotzt – derartiges wendehalsiges Agieren und Schuldzuweisungen gegenüber Einzelnen sind an Armseligkeit kaum zu überbieten.
Haken wir das Thema WM hiermit ab und widmen uns wieder einer der Kernkompetenzen des Blueprint-Fanzines: Musik-Reviews! Und die gibt es an dieser Stelle mal wieder komprimiert und subjektiv in unserer vierteljährlichen Rubrik „Kurz & schmerzlos“. Viel Spaß beim Lesen!

kus-apg-agbA PROUDER GRIEF – A golden boat (Label: Bekassine Records, VÖ: 27.04.2018)
(jg) Ich fühle mich geschmeichelt, zitiert der Infozettel-Schreiber im Anschreiben doch tatsächlich meine „Kurz & Schmerzlos“-Rezension aus dem Jahre 2014. Hier also der Nachfolger zu ihrem Debütalbum, und in Sachen Produktion hat man tatsächlich noch mal ein paar Schippen obendrauf gelegt. Dass dieses Album erneut live eingespielt wurde, hört man an keiner Stelle. Musikalisch bewegen sich A PROUDER GRIEF nach wie vor zwischen den Genres Post-Rock (45%), Filmmusik (45%) und Math Rock (10%). Vier Songs in 37 Minuten – das könnte eintönig werden, doch dafür nimmt die Musik der Nürnberger zu viele Wendungen, ohne verkopft zu klingen. Ich freue mich schon auf das dritte Album! (6,5/10)
https://aproudergrief.bandcamp.com

arionce-dogARIONCE – Deep ocean grey-EP (Label: Inkwood / recordJet, VÖ: 06.04.)
(jg) Gut, ich gebe es zu. Im ersten Moment schreckte mich diese CD vor lauter Hochglanz ziemlich ab. Top Produktion, glasklarer Gesang, eingängige Melodien – bitte nicht! Gedanklich bastelte ich mir schon eine mittelmäßige Rezension zusammen, stolperte im nächsten Augenblick aber über ein paar Vergleiche. EDITORS? FOALS?? Wo das denn, bitte? Beim nochmaligen Durchhören fiel mir auf, dass die Gitarrenarbeit tatsächlich ziemlich filigran und ausgefeilt ist und dem ganzen Pop auch eine melancholische Note anhaftet. Auch das Piano ist schön eingebaut. Aber dieses „Wir wollen keinem wehtun“-Gefühl bleibt trotzdem bestehen. Am Ende scheint die Zielgruppe doch das breite Publikum zu sein. Irgendwie schade. (5/10)
https://www.facebook.com/Arioncemusic

Baguette-Expensive-MouseBAGUETTE – Expensive mouse (Label: Noise Appeal Records, VÖ: 06.04.2018)
(jg) Wortspiele zu Bandnamen gibt es schon seit anno dazumal. Passend dazu hier nun eine Band aus Graz mit dem harmlosen Bandnamen BAGUETTE, die allerdings ein Brett auffährt, das sich gewaschen hat. Irgendwo zwischen Noise-Rock und Elektro-Punk, was ja schon mal ziemlich nerdy klingt, aber dabei schaffen BAGUETTE zwischendurch immer wieder eine Eingängigkeit wie DEATH FROM ABOVE, QUEENS OF THE STONE AGE oder BONAPARTE. Gut produziert noch dazu – viel besser hätte man das BAGUETTE nicht hinkriegen können. (7,5/10)
https://www.facebook.com/baguettemusic

bara jonson freeBARA JONSON AND FREE – „Synergy“ (Label: FinestNoiseReleases, VÖ: 16.03.2018)
(so) Zeigt LEON OF ATHENS all die positiven Seiten des Pops, gelingt dies BARA JONSON AND FREE leider mal so gar nicht (übrigens ist es auch etwas peinlich, wenn der Bandname in der Info falsch geschrieben ist…). Eher zeigen diese zwei Musiker, was man alles vielleicht besser lassen sollte, seien es eingestreute „Oh, yeahs!“ oder „dududus“, schrecklich unnötige Tremolos oder einfachste Textzeilen („I fell in love with you“, „Don’t be afraid of the dark“). Das (Entschuldigung) furchtbare Plattencover tut dann sein Übriges. Wenn dann noch die Slidegitarre einsetzt, ist’s endgültig vorbei. Mag sein, dass noch ganz tolle Songs weiter hinten sind, aber weiter als bis Track 5 konnte ich leider nicht hören. Kommt auf Stadtfesten aber bestimmt gut an. (2/10)
https://www.facebook.com/barajonsonfree/

Black-Rainbows-PandaemoniumBLACK RAINBOWS – Pandaemonium (Label: Heavy Psych, VÖ: 06.04.2018)
(jg) In der Regel dienen Referenzen auf Promozetteln dazu, dass der Rezensent weiß, mit welchen berühmten Bands eine kleine Combo aus Hintertupfingen gefälligst verglichen werden soll. Dass zwischen den aufgeführten Größen und dem vorliegenden Album stilistisch und qualitativ oft Welten liegen, ist bekannt. In diesem Fall passt aber alles wie die Faust aufs Auge. Der Bandname öffnet schon mal die Schublade für Stoner Rock uns Psychedelic, das Cover-Artwork sieht aus wie eine Kopie von MONSTERMAGNETs „Spine of God“, und der Promozettelschreiber nimmt mir die Namen BLACK SABBATH, FU MANCHU und eben MONSTER MAGNET bereits vorweg. Ja, und auch den Vergleich mit HAWKWIND lasse ich gelten. Auch wenn das alles nicht neu klingt: gut machen die Italiener von BLACK RAINBOWS ihre Sache allemal. (7/10)
https://www.facebook.com/BLACKRAINBOWSROCK/

black river delta vol 2BLACK RIVER DELTA – „Vol. II“ (Label: Radicalis, VÖ 09.03.2018)
(so) Klar, wenn man Bluesrock spielt, dann kann man die Musik nicht neu erfinden. Muss man ja auch nicht, wenn man den Bluesrock mit so viel Überzeugung spielen kann, wie dies BLACK RIVER DELTA gelingt. Viele Slide-Gitarren, viele Reminiszenzen an die Altvorderen, die notwendigen Zutaten werden mit Schlagzeug, Gesang und eben Gitarren zur Genüge in den Mixer geworfen und zu einer ordentlichen Blues-Mixtur vermengt. Auch der Rockfaktor fehlt „Vol. II“ nicht, dafür sorgen die Herren Jacobs, Nilsson und Ohlsson schon. Ein sehr dynamisches, sehr genrelastiges, sehr bluesiges und sehr amerikanisches Album, das sicherlich viele alte und neue Fans gewinnen wird. Meine Musik ist es nicht so ganz, aber dennoch klingt das sehr gelungen. Etwas für Liebhaber. (6,5/10)
https://www.facebook.com/BlackRiverDelta/

kus_fbts-socgCALLE KARLSSON – „Monterey shoreline“ (Label: Paraply Records, VÖ 11.05.2018)
(bc) Die ersten Takte klingen wie “The unknown stuntman” und wecken kurzzeitig die Hoffnung, dass mein Jugend-Held Lee Mayors alias Colt Seavers jeden Augenblick zum Bariton ansetzt. Leider entpuppt sich CALLE KARLSSON dann doch als eher durchschnittlicher schwedischer Musiker, der zwischen folkigen Pop-Rock und Songwriter-Pop pendelt. So bleibt das einzig Überraschende an dieser EP, dass sich ihr Titel aus zwei (anstelle wie üblich aus nur einem) Songnamen ergibt. Für einen Kreativpreis reicht das mitunter allerdings nicht. (5/10)
http://www.facebook.com/calle.karlsson.129

Caroline Wickberg 2 opt2CAROLINE WICKBERG – I’m not mad (Label: Eigenregie, VÖ 19.01.2018)
(so) Eine weitere Singer/Songwriterin, die sich mit dieser EP in die Öffentlichkeit begibt. Eigentlich wollte sie ja Jazzmusikerin werden – und das merkt man teilweise auch den Songs noch etwas an, besonders in der Schlagzeugsektion, die sich doch immer wieder über Grenzen hinwegsetzt. CAROLINE WICKBERG hat eine sehr einnehmende Stimme, schreibt kleine Songperlen, die die Kette verlängern und verschönern. Auch sind die Arrangements hervorragend an die Songs angepasst, es spricht (bzw. singt) sehr viel Gelassenheit aus ihnen, man hat doch Zeit. Zeit zum Genießen dieser leider nur aus fünf Tracks bestehenden CD sollten sich möglichst viele nehmen. Eben nicht nur eine Singer/Songwriterin mehr. Vielmehr hat „I’m not mad“ viel Besonderes zu bieten. (7,5/10)
https://www.facebook.com/carolinewickbergmusic/

dry dudesDRY DUDES – „Memories“ (Label: Timezone, VÖ 16.03.2018)
(so) Ach, du meine Güte, klingen die DRY DUDES nach ED SHEERAN. Das kriegen sie sehr gut hin, wirklich. Vom Prinzip her überzeugender Radiopop mit der nötigen Note Schmalz und Schmacht. Erwin Holm und Patrick Schütze aus dem Emsland gelingt mit „Memories“ eben das: Ein romantisches Popalbum, radiotauglich und massenkompatibel. Und damit sicherlich etwas, was viele kleine Mädchen aufseufzen lässt, aber nichts, was mich wirklich hinter dem Ofen hervorlocken würde. Denn ED SHEERAN gibt’s ja schon. Lass uns schnell die Welle mitschwimmen! (4/10)
https://www.facebook.com/DryDudes/

gastophon irgendwasGASTOPHON – Irgendwas ist immer (Label: Finest Noise Releases, VÖ 23.03.2018)
(so) Das Gastophon ist angeblich das lauteste Instrument der Welt. Laut ist auch ein Wort, das nach dem Genuss von „Irgendwas ist immer“ im Kopf hängen bleibt, wenn dieser sich überhaupt noch auf irgendetwas konzentrieren kann und nicht nur das Piepsen des Lärms von einem Ohr zum anderen schleudert. Ein bisschen sind GASTOPHON wie EL*KE, aber wirklich nur ein bisschen. Ansonsten sind sie ganz viel Garage und ganz viel DIY. Aber leider auch sehr anstrengend. Wie sagt die Info so schön? „Kein Denken, kein Optimieren. […] Fertig!“ Tja, so klingt diese EP dann eben auch. In erster Linie laut. (3/10)
https://www.facebook.com/Gastophon/

kus_fbts-socgGIL EDWARDS – „Celebrate“ (Label: A1 Records, VÖ 06.04.2018)
(bc) GIL EDWARDS hat bereits ein halbes Jahrhundert Musikererfahrung auf dem Buckel und hat in dieser Zeit bestimmt unzählige Songs geschrieben. Insofern erstaunt es mich ehrlich gesagt ein wenig, dass er auf „Celebrate“ lediglich fünf Eigenkompositionen zum Besten gibt, dafür aber ganze vier Coversongs auf dem Silberling untergebracht hat. Hierbei greift er auf Material von BOB DYLAN („My back pages“), THE SUPREMES („You keep me hanging on“) und in gleich zwei Fällen den ROLLNG STONES („Wild horses“ und „Paint it black“) zurück und gibt somit einen Einblick auf die Einflüsse, die seiner Musik zugrunde liegen. Freunde des Blues-Rocks sollten hier unbedingt mal reinhören, denn von der Umsetzung her ist „Celebrate“ durchaus gut gemacht. (6/10)
http://de-de.facebook.com/giledwardsofficial/

kus_fbts-socgHÄXXAN – „The magnificent planet of alien vampiro II“ (Label: Slovenly Records, VÖ 04.05.2018)
(bc) Das ursprünglich aus Israel stammende und mittlerweile in Berlin lebende Trio HÄXXAN spielt so eine Art Garagen-Punk mit Psychedelic-Note. Letztere spiegelt sich beispielsweise in dem neunminütigen (!) Stück „Hunter“ wieder, welches ganz klar unter dem Eindruck der ausschweifenden Siebziger Jahre steht. Andere Lieder wie „Nothing ever changes“ werden dagegen eher schnörkellos heruntergeschrammelt. Für dieses Album muss man sich ein wenig Zeit nehmen, um es für sich einordnen zu können und all die Feinheiten zu entdecken, die hier drin stecken. (6/10)
http://de-de.facebook.com/xhaxxanx/

kus_fbts-socgKIDS N CATS – „11 Tracks“ (Label: Wouf Records, VÖ 04.05.2018)
(bc) Wenn man die Namen „Israel“, „Germany“, „France“, „Japan“, „China“, „Taiwan“, „Australia“, „Mexico“, „Brazil“, „Swaziland“ und „Austria“ liest, handelt es sich nicht um das Teilnehmerfeld der Fußball-WM, sondern um die Tracklist dieses schlicht und ergreifend „11 Tracks“ betitelten Albums von KIDS N CATS. Der Hintergtrund hierzu ist, dass dieses Elektro-Pop-Duo aus Wien ein Jahr lang um den Globus getingelt ist und in jedem dieser Länder einen Song komponiert hat, der nun den entsprechenden Titel trägt. Musikalisch wirkt sich das insofern aus, dass die Eindrücke ihrer Reise zwar in die jeweiligen Lieder mit eingeflossen sein dürften, diese für den Hörer jedoch in erster Linie in Form der diversen vertretenen Gastmusiker sichtbar werden, die Texte in insgesamt sechs verschiedenen Sprachen beisteuern. In diesem Fall ist der Begriff „musikalische Entdeckungsreise“ also durchaus wörtlich zu nehmen. (6,5/10)
http://de-de.facebook.com/kidsncatsmusic/

leon of athens xenosLEON OF ATHENS – „Xenos“ (Label: Mimosa’s Dream Records, VÖ 09.02.2018)
(so) Dieses Album müsste eigentlich in jeder Hotrotation zu finden sein, denn „Xenos“ bietet den Rundumschlag für die Achtziger Jahre, so viele Anspielungen und Vergleiche sind darauf zu hören. Der griechische Musiker LEON OF ATHENS macht daraus auch keinen Hehl, spielt vielmehr mit diesen Möglichkeiten, drückt den Songs seinen eigenen Stempel in die Melodie und lässt sie tanzen. Ob nun die Elektrovariante („Utopia“), die Pophymne („Serpent’s egg“) oder der politisch gefärbte Popsong („Xenos“) – dieses Album bietet jede Menge für den Hörer. Egal, ob dieser sich nun an U2, PHIL COLLINS, THE POLICE, ALPHAVILLE oder einfach die eigene Jugend erinnert fühlt… „Xenos“ ist ein hervorragendes Popalbum, das die Stärken dieser Musikrichtung deutlich vor Augen führt. (7,5/10)
https://www.facebook.com/leonofathens/

kus_fbts-socgLOUD PARTNER – „Crazy love“ (Label: Optical Records, VÖ 04.05.2018)
(bc) Das Infoblatt beschreibt den Sound von LOUD PARTNER als Classic Rock, Americana und Blues. Zumindest beim Opener „Get a job“ musste ich persönlich sehr an die DIRE STRAITS denken, und in „Stormy Monday“ wird Blues-Legende T-BONE WALKER Tribut gezollt. Alles schön und gut, aber leider kann ich mit dieser Art von Musik herzlich wenig anfangen. (3,5/10)
http://www.facebook.com/loud.partner

 

kus_fbts-socgLOS TINITOZ – „Kamikazekatze“ (Label: ESL Entertainment, VÖ 22.06.2018)
(bc) Quizfrage: Wollen wir beim Blueprint wirklich eine CD kommentieren, die neben langweiligem Alternative-Pop-Punk vor allem durch Songtitel wie „Rumhuren“, „Blasehase“ oder „Doppelhure“ auffällt?
a.) Ja
b.) Nein
c.) Vielleicht
Richtige Antwort: b.)
http://de-de.facebook.com/loz.tinitoz/

love on drugs solderLOVE ON DRUGS – Solder (Label: Paraply Records, VÖ 13.04.2018)
(so) Wieder ein Singer/Songwriter, der klingen will, wie. Dieses Mal klingen wie eine Mischung aus den BEATLES, ELTON JOHN und an seinen besten Stellen wie DAVID BOWIE. Sowohl instrumentell als auch musikalisch werden hier sämtliche Vorbilder nicht nur interpretiert, sondern größtenteils nachgespielt, das grenzt fast schon an ungewolltes Covern (oder gewolltes?). Sehr im Stile der Sechziger, mit dem Versuch, ein bisschen Neuzeit mit hinüberzuretten, zumeist bleibt es aber bei dem Versuch. Keine Frage, „Solder“ ist kein schlechtes Album, wenn man auf poppige Songwriteralben steht, die ein bisschen retro sind. Aber etwas Neues gibt es hier nicht zu entdecken. (3/10)
https://www.facebook.com/loveondrugs/

kus-minipax-lhfkMINIPAX – Liebehassfriedenkrieg (Label: Uncle M Music, Sub-Zine-Records, 30 Kilo Fieber Records, VÖ: 11.05.2018)
(jg) Massenkompatibler Mainstreamrock mit linksalternativen Texten ist momentan ja ziemlich angesagt (FEINE SAHNE FISCHFILET, ZSK, …). Auf diesen Zug wollen auch MINIPAX aufspringen, was prinzipiell ja erstmal nicht zu beanstanden ist. Jedoch ist die Musik dermaßen glattgebügelt (DIE TOTEN HOSEN sind dagegen Oi-Punk), dass es beim Anhören in den Ohren schmerzt. Hinzu kommen platte Texte („Ich scheiß auf eure Farben / ich scheiß auf braun rot gold / dass ich hier geboren wurde / hab ich nicht geplant und nicht gewollt“), die alles andere als „intellektuell neomarxistisch und reflektiert“ sind, wie es das Info behauptet. Wie gesagt: die Gesinnung mag stimmen, die Darbietung leider nicht. (2,5/10)
https://www.facebook.com/Minipaxpunx

palace winterPALACE WINTER – „Nowadays“ (Label: Tambourhinoceros, VÖ 04.05.2018)
(so) Auf „Nowadays“ schreit es POP! in jeder Sekunde. Ein schmalzig dahertropfendes Stück nach dem anderen, ohne jeden Tiefgang – was den Infovergleich mit THE WAR ON DRUGS noch unmöglicher macht. Da kann es textlich noch so tiefgründig werden, wenn das musikalisch-instrumentale Gerüst das nicht halten kann, dann ist die Mühe vergebens. Softpop für den Supermarkt. (2/10)
http://de-de.facebook.com/palacewinterdk/

reto burrell shampooRETO BURRELL – Shampoo or Gasoline (Label: Turbomusic, VÖ: 06.04.2018)
(so) Rock zwischen TOM PETTY, BRUCE SPRINGSTEEN und BON JOVI. RETO BURRELL ist seit über 20 Jahren auf den Bühnen der Welt unterwegs und hat seine Nische gefunden, in der er und seine Fans sich wohlfühlen. Auch auf seinem zehnten Album merkt man ihm das Alter nicht unbedingt an, besonders aktuell klingt er aber (siehe Vergleichsnamen) auch nicht. Viele kleine Gitarrensoli, viel Barpiano, eben viel klassischer Rock. Nicht mehr, nicht weniger. Vielmehr gibt es zu „Shampoo or Gasoline“ nicht zu sagen. Muss ja auch nicht immer sein. (5/10)
https://www.facebook.com/RETO-BURRELL-35278275842/

kus-rc-vfvROMY CONZEN – V for victory (Label: Timezone, VÖ: 06.04.2018)
(jg) ROMY CONZEN kommt aus Belgien, hat klassische Gitarre studiert, macht nun aber einen auf Rockröhre. Mit musikalisch unspannendem Mainstreamrock. Die Sologitarre bleibt zum Glück eingepackt, dafür darf der Bassist aber auch mal slappen, während das Artwork insgesamt zehn Fotos der Sängerin für uns bereithält. Ich weiß nicht, warum ich gerade an Christiano Ronaldo denken muss… (2/10)
https://www.facebook.com/RomyConzen

kus_fbts-socgSCARLEAN – „Ghost“ (Label: Mystyk, VÖ 25.05.2018)
(bc) Aufgrund des düsteren Sci-Fi-Artworks hatte ich eigentlich extremere Musik erwartet, doch was SCARLEAN hier abliefern, ist eher so etwas wie eine düstere, schleppende Variante des Alternative Rocks. Eindringlich, mit viel Groove und stellenweise zugleich etwas vertrackt spielen sich die Franzosen durch ihre ursprünglich bereits 2016 erschienene Debüt-CD, welche nun als Re-Release auch außerhalb ihres Heimatlandes erhältlich ist. Ein grundsätzlich spannendes Album, welches aus meiner Sicht jedoch an einigem Stellen noch etwas kraftvoller hätte ausfallen können. (6,5/10)
http://www.facebook.com/Scarlean/

sean-chr-yonderSEAN CHRISTOPHER – Yonder, (Label: Dumont Dumont, VÖ: 11.05.2018)
(jg) Dass wir mit manchen Musikstilen überhäuft werden, ist ja kein Geheimnis. Der Brite SEAN CHRISTOPHER beweist aber, dass man auch als Singer/Songwriter aus der Masse hervorstechen kann und veröffentlicht sein Debüt auf dem schwedischen Label Dumont Dumont (u.a. CHARLIE CUNNINGHAM), und hat bereits zuvor einen Werbespot für Bridgestone musikalisch untermalt. Dazu trägt sicherlich sein Musikstudium bei, jedenfalls weiß er sowohl an der gezupften Gitarre als auch durch seine warme Stimme zu überzeugen. Könnte ein großer Name werden. (7,5/10)
https://www.facebook.com/seanchristophermu

kus_fbts-socgTHE LOMBEGO SURFERS – „Heading out“ (Label: Flight 13, VÖ 27.04.2018)
(bc) Wieder mal die LOMBEGO SURFERS. „Heading out“ ist bereits das elfte Album der Schweizer, doch auch auf diesem schafft es ihre Mischung aus Garage, Punk´n´Roll und Surf-Elementen nicht so richtig, mich zu überzeugen. Abgesehen vereinzelter Ausreißer wie dem instrumentalen „Spooky surf“ oder dem Titeltrack wirken die Songs auf mich irgendwie zu routiniert und unspektakulär. Wären die LOMBEGO SURFERS ein Fußballteam, könnte man vielleicht von einem „mangelnden Zug zum Tor“ schwadronieren. Und allein mit einer einigermaßen stabilen Defensive lassen sich Spiele bekanntlich nur schwer gewinnen. (5,5/10)
http://de-de.facebook.com/thelombegosurfers/

the magnettes uglyTHE MAGNETTES – „Ugly youth“ (Label: Digsin, VÖ 23.03.2018)
(so) Aus Schweden kommt so oft grandiose Musik, dass man meint, dieses Land bestünde einzig aus begnadeten Musikern. THE MAGNETTES kommen auch aus Schweden, können diese Messlatte aber nicht überspringen. Die Mädels wirken wie eine Mischung aus AQUA, Riot Grrrl, COCTEAU TWINS und PINK. Sie singen über das Erwachsenwerden, Ficken, Prügeln und Saufen. Und das teilweise so kleinmädchenhaft, dass es einfach nur weh tut. Mag sein, dass THE MAGNETTES die Revolution lostreten, mich wecken sie bitte nicht auf. (3/10)
https://www.facebook.com/themagnettes/

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.