Die Frage, wer denn bei seinem letzten Konzert in Hamburg dabei gewesen sei, hob sich JACOB COLLIER bis zum Ende auf. Es gingen überraschend wenig Hände nach oben, und Jacob erklärte, dass die spontane Big Band aus dem Publikum heute nicht möglich sei. Wer damals dabei war, erlebte einen magischen Moment aus der Reihe „Konzerte, die eine unvorhersehbare Wendung nehmen“.
Vor zwei Jahren trat JACOB COLLIER noch alleine mit seiner One-Man-Show im Mojo auf, als plötzlich eine Zuschauerin aus dem Publikum auf die Bühne kletterte, Jacob ein paar Worte ins Ohr flüsterte und sich ans Schlagzeug setzte. Es folgten etwa zehn weitere Musiker, und so entstand eine spontane Jam Session, die man hier nachvollziehen kann.
Im Docks war die Bühne schon eine Nummer größer, das Konzert (bei einem etwas happigem Eintrittspreis von 40€) nicht ganz ausverkauft. JACOB COLLIERs One-Man-Show ist einem Konzert mit Backing Band gewichen, wobei Jacob Mitmusiker um sich versammelte, die ebenfalls mehrere Instrumente beherrschten. Besonders hervorzuheben ist hier seine Mitmusikerin Mariana Secca (Künstlername MARO), die ihn gesanglich, an den Percussions, Keyboards, Gitarre und zahlreichen anderen Instrumenten unterstützte. Nicht zu vergessen ist in diesem Zusammenhang aber auch das Publikum, das Jacob immer wieder interaktiv in seine Musik mit einband, und das rhythmisch (Klatschen, Schnippen, Trampeln) und gesanglich voll integriert wurde und wahrlich keine schlechte Figur abgab. Gut möglich, dass dies damit zusammenhing, dass etwa 90% des Publikums selbst musizierten, wie es Jacob zu Beginn seines Konzertes erfragte.
Es folgten anderthalb Stunden Musik quer durch alle möglichen Stile und in den verschiedensten Darbietungen. Grenzen kennt Jacob eh keine, und so tobte er wie ein Derwisch über die Bühne, wechselte von Instrument zu Instrument und ließ sein Publikum wissen, dass man das Leben einfach auf die leichte Schulter nehmen solle. „Don’t take it all too serious.“ Was wie die Weisheit eines eines alten Mannes klingt, erscheint auch aus dem Mund des jungen Multiinstrumentalisten so wahnsinnig authentisch, dass sich ein jeder fragen musste, ob an der Aussage nicht was dran ist.
Diese Unbeschwertheit drückt sich bei JACOB COLLIER insbesondere auf der Bühne aus, wo das Sammelsurium an Instrumenten wie ein großer Spielplatz für ihn zu wirken scheint. Just erschienen ist der erste Teil seiner Tetralogie „Djesse“, auf der Jacob mit zahlreichen Gastmusikern insgesamt 40 neue Songs aufgenommen hat – aus den diversesten Genres, auf allen Ecken der Welt. Dass JACOB COLLIER irgendwann die Ideen ausgehen könnten, wage ich zu bezweifeln. Und das ist gut so. Sehr gut.