Vor langer Zeit habe ich I WALK THE LINE live gesehen. Es muss gerade zur Veröffentlichung des zweiten Albums gewesen sein. Ihr Ruf war ihnen vorausgeeilt, und ohne auch nur einen Song gehört zu haben, ging ich zum Konzert. Hinterher war ich einigermaßen enttäuscht. Eine Band im zeitgemäß emotionalen Outfit und ebensolchen Frisuren gab extrem poppigen Punk zum Besten. Ich hatte mich von den Kritikern blenden lassen. Jetzt liegt also „Black wave rising“ vor, und die Band scheint eine ganz andere zu sein als damals auf der Bühne im Römer. Ich bin angetan von dem treibenden, leicht düsteren (New Wave) Punkrock. Düster wird ihr Sound durch die Orgel von Anna Pirkola, und trotzdem stehen laute Gitarren nicht hinten an. Die Melodien sind fein herausgearbeitet, kein poppiges Anbiedern ist zu finden, und Ville stellt seine Stimme eindrucksvoll zur Schau. Der Vergleich diverser Kritiker mit den MURDER CITY DEVILS ist allerdings überzogen, da die Finnen niemals so düster klingen und auch vom Gesamteindruck nicht deren Potential zu bieten haben. Trotzdem wird die Platte mit jedem Hören besser und entfaltet seine eigene Identität. Besonders gelungen ist das BERLIN-Cover „The metro“, und mit „Just a number“ gibt es noch einen straight rotzigen Punker zum Abschluss.