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KAMIKAZE KLAN – s/t

Ich musste zugegebenermaßen kurz überlegen, ob ich diese CD überhaupt noch besprechen soll. Schließlich wurde uns der Silberling erst ein geschlagenes halbes Jahr nach Veröffentlichungstermin zugesandt, was selbst für unser nicht gerade auf Pünktlichkeit bedachtes Online-Fanzine eine ganz schön lange Zeitspanne darstellt. Doch andererseits wäre es auch schade, diesen Debüt-Tonträger des KAMIKAZE KLANs einfach so unter den Tisch fallen zu lassen. Also, alle Hühneraugen zugedrückt, auf Aktualität geschissen und ab dafür: Hinter dieser illusteren Truppe aus Hamburg verbergen sich unter anderem ehemalige Mitglieder von SMALL TOWN RIOT und den EIGHT BALLS, womit sich die Marschrichtung des Albums zumindest erahnen lässt. Hier gibt es rotzigen Streetpunk mit dezentem Rock´n´Roll-Beigeschmack auf die Omme, während man in den Texten mit typisch hanseatischem Humor das Leben zwischen Kneipe und Straße reflektiert. Da entstehen dann auch mal so schöne Zeilen wie „Ich will kein Stück vom Kuchen, ich will die ganze Bäckerei / auch kleine Brunnen löschen Durst, ich nehm die Brauerei“, während an anderer Stelle Nazis ihr Fett weg kriegen. Solide Kost also, und ich kann mir gut vorstellen, dass der KAMIKAZE KLAN mit dieser stimmungsvollen Mischung vor allem auf lokaler Ebene durchaus punkten kann. Ob es im Endeffekt zu einem ähnlichen Kultstatus wie bei den oben erwähnten Vorgängerbands reicht, bleibt abzuwarten.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.