In England wird man nicht groß, man ist es oder eben nicht und die GUILLEMOTS sind es, denn dort überschlagen sich die Kritiker bereits wie so oft vor Begeisterung. Was ein wenig überraschend ist, denn weder haben die vier vor, die neuen ARCTIC MONKEYS zu werden, noch haben sie auch nur das Geringste mit Bands wie BLOC PARTY oder MAXIMO PARK zu tun.
Die GUILLEMOTS wollen woanders hin, Pop ist das Stichwort, aber bitte nicht zu gewöhnlich.
Ganz leise fangen sie an, mit Piano-Akkorden, einer noch leiseren Stimme, eine halbe Minute, nicht länger. Dann stoßen sie plötzlich die Tür auf, und man ist geblendet, wenn „Trains to Brazil“ ertönt, eine strahlende Hymne, wie sie die BRIGHT EYES nicht besser hinbekommen hätten, samt toller Bläsersätze im Refrain. Ich bin begeistert.
Dann wird es etwas ruhiger, bekommt man wieder Luft. Das folgende „Made up lovesong“ weiß mit einer tollen Melodie ebenfalls zu begeistern, doch fällt schon hier auf, dass, nachdem man das erste Lied gehört hat, irgendetwas fehlt. „Over the stairs“ zieht sich ganze neun Minuten hin und fesselt mich nicht wirklich. Nicht so lang, aber ebenso verhält es sich mit „Who left the lights off, baby“, einem naiven Stück Pop, das, mit Abstrichen, ebenso gut der Feder eines Robert Smith entsprungen sein könnte und das etwas behäbig wirkt.
„Cats´eyes“ beginnt harmlos, hat aber einige interessante Wechsel und mit „Go away“ erwartet den Hörer schließlich ein weiterer Höhepunkt. Dessen Reggae-Beat erstaunt zunächst einmal, im weiteren Verlauf aber wird es sehr rockig und ruft ganz nebenbei im Mittelteil Erinnerungen an die Selbstverlorenheit eines Thom Yorke wach. Garniert wird das Ganze, wie der Rest der Platte ebenfalls, immer wieder von allerhand merkwürdigen Geräuschen und Instrumenten. Schließlich endet das Album ebenso ruhig, wie es begann mit sanften Piano-Klängen in „My chosen one“.
Das hat Kraft, das hat ganz, ganz große Momente und „Trains to Brazil“ wird mich bestimmt mindestens den Sommer über begleiten. Die ganze Platte, die eine Zusammenstellung früherer Singles ist, denn das Debüt folgt im Herbst, fällt für meinen Geschmack an vielen Stellen leider deutlich schwächer aus.