Ohne den drei Herren von EXAT zu nahe treten zu wollen, aber irgendwie verkörpern sie für mich ziemlich genau das Klischee der viel gescholtenen „alte weiße Männer“-Punkband. Mit Texten über die Geilheit der eigenen Kapelle („Oldschool & unbequem“), Liebeskummer („Sag’s mir“), Fußball („United“) und Kneipenschlägereien („Der Capt’n schlägt zurück“). Und natürlich auch gegen Nazis („Laut gegen Nazis“), wenngleich diese Haltung innerhalb der Punk-Szene eigentlich absoluter Minimalkonsens sein sollte und dem Text insofern etwas mehr inhaltlicher Tiefgang sicherlich gut getan hätte. Aber um es an dieser Stelle ebenfalls einmal klarzustellen: Auf musikalischer Ebene ist „Jetzt erst recht!“ ein solides Werk und hat durchaus seine guten Momente. In der Gesamtbetrachtung wirkt das Album auf mich jedoch einfach zu selbstbezogen, oberflächlich und vor allem auch vorhersehbar. Selbst der obligatorische Quoten-Ska-Song, wie man ihn in den 1990ern auf nahezu jedem Deutschpunk-Album finden konnte, wird in Form von „Das ist jetzt dein Leben“ bemüht. Ob man hier lieber von Nostalgie oder doch eher von Stagnation spricht, liegt wie so oft in den Augen der Betrachtenden.
EXAT – Jetzt erst recht!
- Beitrags-Autor:Bernd Cramer
- Beitrag veröffentlicht:18. Januar 2024
- Beitrags-Kategorie:Tonträger
Bernd Cramer
Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber.
Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.