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ESTUAR – Felicium

„Shycore“, so bezeichnet die Band selbst ihren Stil. So wenig konkret das sein mag, so treffend steht zumindest die Silbe „shy“ auf der Schublade. ESTUAR aus Hamburg haben auf ihrem Debüt „Filicium“ aus vielen Zutaten und Zitaten einen interessanten Reigen von recht unterschiedlichen Songs erschaffen. Das reicht vom Alt.Country über Chansonhaftes mit einem Hauch von Vaudeville und dem Fingerzeig, dass Jazz kein Fremdwort im Wortschatz der Musiker/in ist, bis zum Indiepop jenseits des Mainstreamhorizontes. Die Verwendung von diversen Instrumenten wie Banjo, Klarinette, Flöte, Akkordeon und Geige neben dem Standard-Equipment einer Indiegitarrenband, spricht Bände. In den guten und gelungenen Songs wie „Did I fall“, „High heels“, „Sixteen times“ oder „Locate the fire“ legen ESTUAR die Latte sehr hoch. Dann gibt es feine Arrangements, schön ineinander verzahnte Gitarrenfiguren, viel Atmosphäre und nicht zuletzt den Wechselgesang von der recht selbstbewusst intonierenden Helena de Pablos und den brummigen Herren Heimann & Holl, der immer wieder Erinnerungen an die feinen MONOCHROME aufkommen lässt. Doch ESTUAR sind deutlicher in ihren Zitaten, mäandern wesentlich breiter durch die verschiedenen Stile und stehen dem Pop auch eindeutig näher. Ab der Mitte des Albums lässt die Spannung jedoch etwas nach, die Songs sind nicht mehr so zwingend, werden langsamer, getragener und verlieren sich gelegentlich in ihren Kompositionslabyrinthen. Dann kommt auch mal ein Touch von Musikstudentenmusik für Musikstudenten durch. Da ist also noch mehr drin für das Quintett aus der Hansestadt. Vielleicht genügt es schon, die Gewichtung weg vom Kopf hin zum Bauch zu verlegen, um den roten Faden etwas mehr zu straffen.