Es ist gut zu wissen, dass es ENNO BUNGER gibt. Denn er spricht vielen aus der Seele. Mit „Wir sind vorbei“, dem Quasi-Gegenteil von „Ich liebe dich“, zeigt er die Schwierigkeiten, aber auch die Möglichkeiten, die eine Trennung mit sich bringt. Neue Pläne („Euphorie“), alte Wunden („Regen“, „Abspann“). Piano, Bass, Drums. Reduziert und doch nicht billig. Manchmal ein bisschen viel Background-Chor.
Auch ENNO BUNGER geht es wie so vielen, die denken: „Wenn das die Lösung ist, will ich mein Problem zurück.“ Aber er kann zulassen, dass es ihn beschäftigt, dass das Gegenüber ihm immer noch wichtig ist. „Auch wenn wir uns verlieren durch den Abstand / du bleibst ein Teil von mir“.
„Wir sind vorbei“ ist der Schlussakkord in Moll, ohne auf die warmen Gedanken und die Hoffnung zu verzichten. Es bleibt immer noch eine offene Tür. Irgendwo, nicht nirgendwo. ENNO BUNGER zeigt eindeutig, dass Songwriter nicht immer gleich Liedermacher ist, sondern dass mit der deutschen Sprache so viele Erlebnisse beschreibbar und verständlich gemacht werden können, ohne dabei albern zu werden oder dem Schlager zuzustreben. Und dass es nicht immer schlecht ist, sich mit seinen persönlichen Gefühlen zu beschäftigen und diese in Worte zu fassen. Denn Verarbeitung – auch in der Öffentlichkeit – ist ein fruchtbarer Boden, aus dem man so manch gute Ernte ziehen kann. Was der Hörer erntet, ist ein emotionales, trauriges, wütendes Album eines jungen Herren auf dem Weg ins Leben. Und durch es hindurch. Höhen und Tiefen, „Wir sind vorbei“ zu hören ist ein bisschen wie im eigenen Tagebuch zu blättern. Und wenn man das mit geschlossenen Augen auf dem Bett tun kann und es jemanden gibt, der einem die eigenen Gedanken aus dem Kopf zieht und in Worte fasst, so ist das trotz aller Traurigkeit eins: schön. Und mit dem Vorspiel („Präludium“) aufzuhören, setzt dem Ganzen dann noch die Krone auf.
Anspieltipps: „Regen“, „Abspann“, „Leeres Boot“.