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ENNO BUNGER – Lauschige Sommeratmosphäre

Konzerte an Sonntagabenden mag ich eigentlich nicht. Da ist immer die Schule am nächsten Tag im Hinterkopf und das Wochenende schon so weit weg. Aber dann gibt es ja auch Konzerte, zu denen man dennoch gerne hingeht. So geschehen am 02.09.2012 in Bonn, ENNO BUNGER mit Band im Bla. Bla, das heißt eigentlich Punkrock, Lärm, Kickern und Schweiß, der von der Decke tropft. All das bekam nicht geboten, wer sich in lauschiger Spätsommeratmosphäre in dem kleinen Eckladen mit den großen Namen einfand. Leider viel zu wenige Menschen nahmen teil am Nachholkonzert, dabei sollte man mehr als froh sein, dass sich der ein oder andere begnadete Künstler doch noch nach Bonn wagt. ENNO BUNGER jedenfalls, mit dem aktuellen Album „Wir sind vorbei“ im Koffer und auf YouTube mit „Regen“ schon fast ein Sommerhit-Künstler, ließ keine Wünsche offen. Als Ein-Mann-Vorband war ROLAND MEYER DE VOLTAIRE geladen, den ich aufgrund des Interviews leider verpasste.
Gegen 21.30 Uhr dann bestiegen die Ostfriesen, die mittlerweile wie so viele in Hamburg beheimatet sind, die Bühne und zeigten einen emotionalen, mitreißenden und schlicht überzeugenden Querschnitt aus den beiden bisherigen Alben, durchsetzt mit schelmisch vorgetragenen Anekdoten, die fast schon an OLLI SCHULZ gemahnten. Auch wurde versucht, die auf den Alben enthaltenen musikalischen Besonderheiten via Samples aufrecht zu erhalten, was absolut gelang und der Musik weitere Schönheiten hinzufügte. Zwischen den einzelnen Songs war es fast andächtig ruhig im Bla, das Publikum war zuhörwillig und aufgeschlossen, selbst wenn einige nur auf „Regen“ zu warten schienen. Vorher galt es jedoch, sowohl instrumentale (genannt sei hier nur das Akkordeon) wie gesamtmusikalische Höhepunkte wie „Leeres Boot“, „Herzschlag“, „Wahre Freundschaft“ oder das mächtig treibende „Euphorie“ zu genießen.
Man hatte das Gefühl, dass hier gute alte Freunde zusammenkommen, um gemeinsam einen schönen Abend zu verleben und das hat allemal funktioniert.
Da das Bla recht klein ist, gibt es dort keine Möglichkeit für die Band, sich für etwaige Zugaben irgendwo zu verstecken, aber auch diese logistische Unpässlichkeit wussten ENNO BUNGER mit einer wunderbaren Showeinlage für sich zu nutzen. „Ihr tut dann einfach so, als wären wir nicht da, klatscht ein bisschen und dann tun wir wieder so, als kämen wir zurück. Das kriegen wir hin!“ Gesagt, getan.
Mit den Songs „Abspann“ und natürlich dem frenetisch gefeierten „Regen“ beschlossen ENNO BUNGER dann den etwas ruhigeren Punkrock-Abend für Freunde des melancholischen Indie, um sich kurz darauf in den Tourbus gen Leer zu setzen, auch wenn am Konzertende noch nicht feststand, wer diesen nun lenken sollte.
So wurden denn auch wir in die angenehm kühle Nachtluft heraus gespült und schliefen irgendwann glücklich und mit dem Kopf voller Musik ein.
Danke für einen einfach wunderbaren Sonntagabend, der jeglichen Schulstress vermissen ließ. Gerne bald wieder. Sehr gerne.

Simon-Dominik Otte

Mensch. Musiker (#Nullmorphem). Schauspieler (#BUSC). Rezensent (#blueprintfanzine). Come on, @effzeh! AFP-Fan. (#Amandapalmer). Lehrer. Und überhaupt. Und so.