Kann ein Americana-Album gut sein, wenn der Künstler aus der Nachbarschaft kommt und sich nach einer Figur aus „Dallas“ benennt? Ja, DIGGER BARNES kommt aus Hamburg, und ganz sicher handelt es sich bei seinem ersten Soloalbum nicht um eine spaßige Sache für die Kurzweile – denn Digger lebt den Südstaaten-Lifestyle offenbar aus Überzeugung. Und das nicht erst seit gestern. Vor seinem Solo-Ding spielte er schon seit Jahren Kontrabass in einer Country-Band – die das ganze Genre jedoch eher mit einem Augenzwinkern betrachtet.
Dort scheint Digger auch genügend Erfahrungen gesammelt zu haben, um nach zwei Vinyl-Singles und einem Demo-Tape ein solch reifes und ausgefeiltes Werk wie „Time has come“ herausbringen zu können. Hier wurde nicht auf die Schnelle mit Slide-Gitarre, Hammond Orgel und Percussions ein Album zusammengezimmert und dem ganzen der Western-Stempel aufgedrückt – auf den zweiten Blick ist die musikalische Einordnung sogar eher nebensächlich. Was hier zählt, ist die melancholische Stimmung und die Zeit, die hier scheinbar langsamer tickt. Und erfreulicherweise scheut sich Herr Barnes auch nicht, auf seinem Debüt ganz viel Gefühl zu zeigen. Wozu die ernsten Texte und die tiefe Stimme, die zwischen NICK CAVE und JOHNNY CASH pendelt, natürlich hervorragend passen. Und wer genau auf die Instrumentierung achtet, erkennt die Vielzahl an musikalischen Details, die sich zwar meist im Hintergrund bewegen, aber so liebevoll arrangiert wurden. Ein tolles Debüt, und jetzt ist die Zeit auch wirklich gekommen, den guten Digger endlich mal live zu sehen.