Crash Fest 2014 - Hamburg - .:blueprint fanzine:.

Manche Dinge ändern sich nie. Die Hipster-Dichte auf dem Dockville, die Grillwolke über dem sommerlichen Stadtpark und das Hamburger Wetter, wenn BLINK-182 für ein Open Air in der Hansestadt gastieren. Letzteres ist leider meistens ziemlich schlecht und hat sicherlich dazu beigetragen, dass das Gelände neben der Trabrennbahn heute nur knapp zur Hälfte gefüllt war, obwohl mit FRANK TURNER & THE SLEEPING SOULS, TERRORGRUPPE, ZEBRAHEAD und THE FLATLINERS weitere namhafte Bands für das diesjährige Crash Festival bestätigt werden konnten.
Aber da das Hamburger Wetter bekanntlich ähnlich wechselhaft ist wie Dieter Bohlen bei der Frauenwahl, wagten sich „nur“ 8.000 Besucher nach Bahrenfeld, um sich mit einer bunten Mischung Punkrock die Herbststimmung zu vertreiben.

Von den FLATLINERN aus Toronto und ZEBRAHEAD aus Orange County bekamen wir aufgrund beruflicher Verpflichtungen nichts mehr mit, es soll aber bereits am Nachmittag in kleiner Runde gepogt worden sein. Na immerhin! Leider waren uns auch von dem Urgestein des Deutschpunks, der TERRORGRUPPE, nur noch die letzten Klänge gegönnt. Wir freuten uns jedenfalls, dass man auch eine hiesige Band im Programm hatte, denn wer legendäre Songs wie „Mein Skateboard ist wichtiger als Deutschland“ im Repertoire hat, darf im Booking nun mal nicht übersehen werden. Angäblich hatten die Jungs auch nur zugesagt, weil der FC St. Pauli die WM in Brasilien gewonnen hat.

Bei FRANK TURNER wurde es allmählich dunkel, und zu dem guten Mann aus Winchester haben wir von blueprint seit dem Omas Teich Festival 2011 ja eine ganz besondere Beziehung. Vor drei Jahren köchelte er in Omas guter Stube mit, wurde dort von ca. 50 kreischenden Teenies empfangen und erkundigte sich bei seinem anschließenden Auftritt sorgenvoll, ob alle Beteiligten seine Kochversuche überlebt hätten.

FRANK TURNER ist einfach ein unglaublicher Sympath und seine Herzlichkeit strahlt er nicht nur im kleinen Kreise aus, diese Verbundenheit spürt man auch, wenn er in Bahrenfeld 8.000 Zuschauer auf seine Seite zieht oder in London vor 80.000 Leuten auf der Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele auftritt. Dass seine folkig-punkigen Songs nicht nur von seiner heiseren Stimme leben, sondern im gleichen Maße die Interaktion mit dem Publikum erfordern, wirkt bei FRANK TURNER nicht im Ansatz gekünstelt oder angestrengt, man hat vielmehr den Eindruck, dass der Brite sein Publikum braucht, um zur Höchstform aufzulaufen. Und das gelang ihm auf dem Crashfest nicht erst zum Ende des Sets mit seinem Überhit „I still believe“.

Pünktlich zu Beginn des Konzertes von BLINK-182 schüttete es aus vollen Kübeln. Das passt so gar nicht zur Musik der kalifornischen Punkrocker, aber als das Trio vor vier Jahren zuletzt hier spielte, ebenfalls auf dem Hamburger Kultursommer, sah es ähnlich aus.
Aber das tat der guten Stimmung keinen Abbruch. Mögen die Herren DeLonge, Hoppus und Barker inzwischen auch schon um die 40 Lenzen auf dem Buckel haben – ihre poppigen Punk-Hymnen klingen auch 2014 noch immer so sehr nach Pennäler-Humor als ob die Herren just der Schulbank entstiegen seien. Dabei hatten sie ihre Teenager-Zeit schon zur Veröffentlichung ihres noch unbekannten Debütalbums „Cheshire cat“ bereits seit Jahren hinter sich gelassen. Davon wurde mit „Carousel“ zum Ende des offiziellen Sets ebenfalls ein Song gespielt, ansonsten lag der Fokus auf Songs des unbetitelten Albums von 2003. Wer auf neue Songs des kommenden Albums hoffte, wurde zwar enttäuscht, dafür war das Set aber mit bekannten Hits und einigen Raritäten, unter anderem dem MISFITS-Cover „Hybrid moments“, aber bunt durchmischt. Für einige Heiterkeit sorgte ein Mann mit Mop, der zwischendurch dafür sorgte, dass der Bühnenrand wieder trockengewischt wurde. Ob es wirklich am Regen lag oder ob Drummer Travis Barker dafür verantwortlich war, der fast im Minutentakt über sein Schlagzeug rotzte, bleibt ungeklärt. Hoffen wir darauf, dass die drei Herren nächstes Mal ein wenig kalifornische Sonne im Gepäck dabei haben.