Manche Alben wirken schon durch ihre schiere Länge furchteinflößend (z.B. die letzte SWANS) – deshalb ist es erstmal angenehm, wenn sich die eigentliche Musik dann, zumindest zum Teil, durchaus nahbar zeigt. Obwohl live bei der Umsetzung des Spacerock-Soloprojekts COMPLICATED UNIVERSAL CUM momentan sieben Leute mitwirken, ist das auf das Doppelalbum „Level body revelation“ gebannte Resultat gar nicht so kompliziert: Die zahlreichen Geräusche und Instrumente (man hört neben dem gewöhnlichen Rockinstrumentarium auch Keyboards, Streicher und Blechbläser) werden durch das innerhalb der Stücke kaum variierte Zusammenspiel der Rhythmusgruppe zusammengehalten und wirken daher zumeist überschaubar.
Auf „Hello exit harmony“, dem ersten Teil des Doppelalbums, finden sich sieben Lieder zwischen dreieinhalb und sechseinhalb Minuten Länge, die es schaffen, scheinbar Widersprüchliches zu vereinen und mich an die merkwürdige, manchmal in Musikzeitschriften auftauchende Wendung „sanft lärmend“ denken lassen. Gemeint ist hier damit: Kann man auf dem Heimweg nach einer durchfeierten Nacht genauso gut hören wie beim Picknick im Park. Als sich vor auch schon wieder fast zehn Jahren Bands wie BLACK REBEL MOTORCYCLE CLUB, SECRET MACHINES oder KASABIAN an VELVET UNDERGROUND, PINK FLOYD, THE JESUS & MARY CHAIN und SPACEMEN 3 erinnerten und uns nochmal zeigten, wie man gleichzeitig mackerhaft und in sich gekehrt klingen kann, hätten COMPLICATED UNIVERSAL CUM mit „Hello exit harmony“ gut mit von der Partie sein können.
Auf Teil 2, „Before F After C“, hört man dann vier umfangreiche Krautrocktüfteleien, rhythmisch monoton, ambitioniert, sicherlich eine Offenbarung für so manchen Klangfetischisten und in den richtigen Kellern auf den richtigen Drogen bestimmt eine ganz eigene Welt, die man mit klopfendem Herzen, gesträubten Nackenhaaren und Gänsehaut gerne erkundet, an einem grauen Januarmittag in einer unsanierten, zugigen Kieler Altbauwohnung aber einfach nur nervtötend und dröge.
Unterm Strich bleibt ein ambitioniertes, schillerndes Doppelalbum, das es mit hochkarätiger Konkurrenz wie A PLACE TO BURY STRANGERS durchaus aufnehmen kann. Wenn ihr also mit einer oder mehreren der in dieser Besprechung zum Zwecke des Vergleichs so, ähm, elegant wie beiläufig untergebrachten Bands was anfangen könnt, solltet ihr hier mal reinhören.