In Zeiten, in denen Plattenkäufe mehr und mehr zu einem exotischen Ritual verkommen, muss man sich als vermeintlich kleine Band etwas einfallen lassen, um bei einer Vinylproduktion nicht auf einem großen Schuldenberg sitzen zu bleiben. CITY LIGHT THIEF waren so kreativ und haben sich zur Finanzierung ihrer 10″-EP des sogenannten Crowdfundings bedient: Die Rheinländer ermöglichten es ihren Fans, sich im Vorwege an der Finanzierung des Projektes zu beteiligen und boten im Gegenzug diverse Gegenleistungen an, die von einer einfachen Vorbestellungsoption über ein gemeinsames Abendessen mit der Band bis hin zum exklusiven Wohnzimmerkonzert reichten.
Dass CITY LIGHT THIEF bereits 48 Stunden nach Beginn der Crowdfunding-Aktion die noch benötigten 1.000,- Euro zusammen hatten, zeugt sicherlich in gewissem Maße von einem qualitativen Vertrauensvorschuss in die Band, die im vergangenen Jahr mit ihrem Debütalbum „Laviin“ bereits ein erstes dickes Ausrufezeichen in hiesigen Post-Hardcore-Kreisen hinterlassen hat. Mit „The music of chance“ wagen sie sich nun sogar an eine Art Konzept-EP, denn die vier hierauf enthaltenen Stücke beziehen sich inhaltlich allesamt auf den gleichnamigen Roman des US-amerikanischen Schriftstellers Paul Auster und sind mit entsprechenden Textpassagen gespickt.
Wo der genannte Vorgänger mit seinem ungestümen Charme begeistert hat und dabei Erinnerungen an die frühen AT THE DRIVE-IN weckte, haben CITY LIGHT THIEF ihre Prioritäten nun ein wenig anders gesetzt und rücken das Songwriting verstärkt in den Mittelpunkt. Zentrales Element ist das häufig wiederkehrende Wechselspiel aus ruhigen Passagen und aufbrausenden Momenten. Doch leider verlieren sie sich dabei in ihren im Durchschnitt immerhin fünf Minuten langen Liedern stellenweise zu sehr in den abstrakten Songstrukturen, wodurch die Dynamik, die „Laviin“ enorm mitgeprägt hat, ein Stück weit auf der Strecke bleibt. Nichtsdestotrotz finden sich auch hier wieder einige ganz starke Augenblicke, etwa wenn der Gesang am Ende von „The wailing wall“ nach einer sich immer weiter steigernden Spannungskurve förmlich explodiert. Somit ist auch „The music of chance“ letztendlich eine Bereicherung für die Plattensammlung, auch wenn mir der Vorgänger noch eine Nuance besser gefällt.