Wenn das einzig Schlechte, das man über ein Album sagen kann, ein falsch gesetzter Apostroph in einem Songtitel ist, dann ist das wahrlich nicht viel.
CAPTAIN´S DIARY a.k.a. Sebastian Müller, seines Zeichens Singer/Songwriter aus Oberhausen, zeigt mit „Niemals jedem recht”, seinem dritten Album, wo es lang gehen soll. Schon mit „Augen auf“ mit dezentem Glockenspiel zieht er in den Bann und taucht nicht nur selber ab in vergangene Tage, sondern lässt uns an diesem Tauchgang teilhaben. Und lässt den Hörer eben nicht auf dem Rücken im Strom schwimmen.
CAPTAIN´S DIARY erinnert an SENORE MATZE ROSSI, CLICKCLICKDECKER und ähnliche Musiker, hat dabei aber einen ganz eigenen, abwechslungsreichen Stil. Den Texten wird ausreichend Raum gelassen, um ihre Wirkung zu entfalten, dies ist auch bei den Songs mit voller Bandbesetzung nicht anders. Immer steht die Aussage im Vordergrund, nicht das musikalische Gerüst, auch wenn dies stets interessant bleibt, eben durch den Wechsel zwischen Band- und „Solobesetzung“, denn es wird auf Kleinigkeiten wie Glockenspiel oder percussive Instrumente gesetzt. Da ist man wirklich „heilfroh, dass es die kleinen Dinger bringen“ („Du weißt gar nichts mehr genau“).
„Niemals jedem recht“ sind Alltagsbeobachtungen, persönliche Erfahrungen und mal traurige, mal hoffnungsvolle Geschichten in klare Worte gefasst, so dass es niemanden geben dürfte, der unter den elf Songs des Albums nicht wenigstens einen findet, von dem man sagen könnte: „Ja, genau so ist das!“. Ein Album, wo man sagen möchte, Danke, dass es jemanden gibt, der es genau so ausdrückt, wie man selbst es immer wieder versucht, es aber so nicht schafft. Zum Nachdenken, Lachen („Darwins Theorie präsent“) und des Öfteren auch zum Weinen oder schlicht fallen lassen. Und immer wieder diese Zeilen, die sich in den Kopf brennen, um dort zu verweilen, um im richtigen Moment zitiert zu werden. Ob dies nun „Widerstand kann auch leise sein“ oder „wenn das dein Erfolg ist, dann bleibe ich lieber erfolglos“ sind.
Sebastian Müller macht es sicherlich niemals jedem recht, aber damit macht er es genau richtig. Und dass er zu den Idioten gehört, die noch an die never ending love glauben („Happy end / pretend“), verwundert nicht wirklich und macht sehr sympathisch. Ja, hilft sogar in manch eher düsteren Lebensphase aus dem Keller heraus, denn man weiß, man ist mit den Gedanken nicht allein.
Meiner Meinung nach hat sich der Schritt vom Englischen zum Deutschen für CAPTAIN`S DIARY gelohnt und sorgt für noch mehr Tiefe.
Ich freu mich jedenfalls auf’s Liveerlebnis und ihr euch hoffentlich auf den 15.04., wenn „Niemals jedem recht“ veröffentlicht wird.