Ich diskutierte gestern mit einem Freund, ob man z.B. im Marketing besser ist, wenn man dies vorher studiert hat. Er war der Ansicht, dass man mit einer zündenden Idee auch ohne Studium sehr gut sein kann. Und im Nachhinein gebe ich ihm Recht.
Da gibt es die verschiedensten Musikrichtungen, an denen sich die Bands abarbeiten und gelegentlich entdeckt man einen Stil, der einem besonders gefällt. Nennen wir ihn Postcore. Ein Genre, das sich durch die Energie des Hardcores auszeichnet, aus diesem sogar entwickelte und in die diversesten Richtungen fortschritt. Postcore klang nach Abwechslung, nach Experimentierfreudigkeit und eben nicht nach 08/15. Aber wie mit jedem Stil, der nach Aufbruch und Moderne klingt, bleiben die Nachahmer nicht lange fern. Es ist wie eine Gentrifizierung der Musik. Und man kann den Nachahmern noch nicht einmal sagen, was sie verkehrt machen und warum die Musik leider doch nicht gefällt. Da ist man also kurz davor, einen Lieblingsmusikstil zu den Akten zu legen und öffnet sich gegenüber neuen Musikrichtungen. Bis einem wie aus heiterem Himmel ein Debütalbum in die Hände fällt, das einen wieder vollkommen umhaut und in die Vergangenheit zurückkatapultiert, als mich Bands wie REFUSED und AT THE DRIVE-IN vom Hocker rissen.
I HAD PLANS heißt diese Band, kommt aus Portugal, ihre Musiker waren vorher unter anderem bei ADORNO tätig. Und was machen sie nun besser als die anderen? Dass sie sich eben nicht an ein festes Muster halten, was einem vorgibt wie etwas funktioniert. Wobei wir wieder bei der Ausgangsfrage wären. Wer behauptet denn überhaupt, dass die Gitarren verzerrt sein müssen? I HAD PLANS beweisen, dass es auch mit einem warmen Sound geht. Sehr gut sogar. Und gescreamt wird hier zum Glück schon mal gar nicht. Scheiß auf vorgegebene Wut, dann besser authentisch heiser. Und wenn mitten in einem Song wie „Animal man“ Platz für ein zweiminütiges Instrumental ist… warum nicht?
Diese Platte ist so fantastisch, dass ich es kaum in Worte fassen kann. Auch wenn dies erst ihr Debüt ist, spielen I HAD PLANS schon jetzt in einer Liga mit FRODUS, KENZARI´S MIDDLE KATA und KIDCRASH. Und wenn zu guter letzt auch noch das Artwork keine Wünsche offen lässt und die Texte wirklich etwas zu sagen haben, komme ich um die Bestnote einfach nicht herum.