Im September erschien mit „The trouble we’re in“ auf Revelation Records das Debüt-Album von CALL ME LIGHTNING, einem bunten Trio aus Milwaukee, das weniger die labeltypische Emo- oder Hardcore-Richtung einschlägt, sondern sich viel mehr am klassischen, dreckigen Punkrock à la NOMEANSNO und JESUS LIZARD orientiert. Die Umschreibung „bunt“ bezieht sich speziell auf das Artwork und die abgefahrenen Texte der drei Herren, während das Infosheet ihnen außerdem versucht, eine passende Drunk-Attitüde unterzujubeln. Genügend Stoff also, um Sänger und Gitarrist Nathan per Mail ein paar Fragen zuzusenden.
Die meisten Bands auf Revelation Records bewegen sich in der HC/Emo-Ecke, während Ihr doch einen Tick anders klingt. Wie kam der Kontakt zwischen Euch zustande?
[A] Unsere Freunde von SINCE BY MAN sind auf Revelation. An einem wilden Halloween-Wochenende stellten sie uns unter gespenstischen Umständen ein paar Typen vor. Wir wurden alle zu Werwölfen und machten einen Blutschwur, der uns dazu verpflichtete, Dorfbewohner zu fressen und Platten herauszubringen.
Eure Produktion ist eher minimal als fett. Ist Euch dieser Sound wichtig?
Ich weiß nicht, ob uns das wichtig ist, aber wir ziehen es auf jeden Fall vor, die Sache gleichzeitig so mager und treibend zu halten wie möglich. Unser Sound ist zu einem großen Teil so spärlich, weil ich auf meiner Gitarre wenig Distortion benutze und nur die hohen Saiten spiele. Und das ist letztendlich der Sound, der mir immer gefallen hat.
In welcher musikalischen Szene liegen Eure Wurzeln, und wo seht Ihr Euch jetzt?
Wir sind in der Underground-Punk- und Hardcore-Szene von Milwaukee aufgewachsen. Wir haben alle in verschiedenen Bands gespielt, die ein bisschen weniger zugänglich waren, als das, was wir jetzt machen. Und das will schon was heißen – schließlich finde ich nicht, dass CALL ME LIGHTNING für die meisten Leute sehr zugänglich klingen. All das schiefe Gefiepe. Wir sehen uns noch immer als ein Part der Underground-Community, selbst wenn sich unsere Musik ein wenig verändert hat. Wir haben unsere guten Freunde und Familie, und das ist viel mehr unsere Szene als irgendwas anderes.
Abgesehen davon, dass „Call me lightning“ auch ein Songtitel von THE WHO ist: was bedeutet der Name?
Es bedeutet: “Würdest Du mich bitte bei dem Namen ‚Lightning’ rufen”, weil ich meinen christlichen Namen und alles, wofür er steht, hasse.
Worum geht’s in Euren Texten? Sind sie Märchen für Erwachsene?
Yeah, Märchen für Erwachsene klingt gut. Ich bin mit schlechtem Horror und Sci-Fi aufgewachsen und habe außerdem in der High School zu viel LSD genommen.
Ich habe kürzlich etwas von einer Verbindung zwischen HAYMARKET RIOT und Euch gelesen. Ist da was dran?
Shane hat früher bei HAYMARKET RIOT Schlagzeug gespielt. Er ist jetzt zwar nicht mehr in der Band, aber es gibt sie nach wie vor, und sie sind gute Freunde geblieben.
Die Wörter „alcohol“ und „drunk“ tauchen des Öfteren in Eurem Band-Info auf. Dient das nur zur Promotion Eurer Musik, fahrt Ihr wirklich verstärkt darauf ab, oder hat Alk eine andere Bedeutung für Euch?
Das sind nur dumme Floskeln in unserem Presse-Info. Ich bin ein Säufer, und es spielt in meinem Leben eine Rolle, aber ich würde nicht sagen, eine wichtige.
Euer Booklet ist ja ziemlich bunt und ironisch. Wird dort eine besondere Geschichte erzählt? Und wer ist Euer Zeichner?
Unser Booklet ist eine Serie von Kollagen, die durch die Themen Schizophrenie und Fantasy inspiriert sind, die man auf dem gesamten Album wiederfindet. Bill, unser Bassist, und ich haben sie zusammengestellt und meine Freundin, Faythe Levine, hat sie gemalt.
Gibt es bereits Pläne für eine Europa-Tour?
Wir sind gerade dabei zu planen. Hoffentlich bald…
Was kann man erwarten, wenn man Euch live sieht?
Eine laute Fun-Rock-Show, vorgetragen von bekloppt aussehenden Spacken, die sich nicht zu schade sind, auf der Bühne auch zu lächeln.