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BENUTS – Der Ska-Exportschlager aus Bayern

Jahrelang sind die BENUTS an mir vorbei gerauscht. Hier und da liefen sie mir mal auf einem CD-Sampler über den Weg, und immer wieder konnte man von ihnen Tourdaten in einschlägigen Szenepublikationen entdecken, aber so richtig auf dem Zettel hatte ich die Ska-Band aus München aus irgendeinem Grunde nie. Dies änderte sich schlagartig im letzten Jahr, als ihr Album „Bavarian ska maniacs“ bei mir eintraf. Das Album wurde ursprünglich für den japanischen Markt aufgenommen, wurde aber über das Ska-Kultlabel Pork Pie auch hierzulande vertrieben und konnte mich mit seinem abwechslungsreichen Third Wave-Ska auf Anhieb überzeugen. Nur ein Jahr später stand mit „Shut up and dance“ bereits der nächste Longplayer in den Läden, konnte meinen positiven Eindruck des Vorgängers bestätigen und so beschloss ich, den Münchnern einen kleinen Fragekatalog zuzuschicken, der mir netterweise umgehend von Jens Schleifenbaum, dem derzeitigen Gitarristen der Band, beantwortet wurde. Ladies & Gentlemen, Vorhang auf für die BENUTS!

[F]Hallo BENUTS! Nicht alle unsere Leser werden eure Band bereits kennen. Gebt uns daher doch bitte einen kurzen Einblick in eure Bandgeschichte!
[A]Gegründet wurden BENUTS 1994 in München. Die Band war von Anfang an dem Ska verfallen und hat sich durch eine starke Livepräsenz in die Herzen ihres tanzwütigen Publikums gespielt. Mittlerweile ist der siebte Longplayer veröffentlicht und die BENUTS blicken auf über 500 Konzerte in vielen Ländern Europas, Japan und Russland zurück.

[F]Euer aktuelles Album „Shut up and dance“ ist im Oktober 2009 erschienen. Wo seht ihr in dem neuen Album die größten Unterschiede zu seinen Vorgängern? Wie fielen die ersten Resonanzen auf die CD aus?
[A]Das neue Album setzt zunächst mal unsere Linie früherer Platten fort. Wir wollten wieder ein kurzweiliges Album mit einer gesunden Mischung aus Up-tempo-Ska, Rock und Polkasounds. Als Liveband legen wir besonderen Wert auf authentischen Sound und das Feeling einer neuen Platte. Die Herausforderung bestand für uns immer darin, die Energie und die Spontaneität unserer Auftritte für die Heim-Konsole zu konservieren. Das ist uns bei dem neuen Album wieder ein Stück besser gelungen als zuvor.

[F]Auffällig an dem neuen Machwerk ist vor allem die Vielzahl an Sprachen, in denen ihr die Texte verfasst habt. Wie kamt ihr auf die Idee, Texte etwa auf Japanisch und Arabisch zu singen? Und wie funktioniert bei solchen Texten die Umsetzung in die jeweilige Sprache? Ich gehe mal nicht davon aus, dass ihr neben der Band noch genügend Zeit übrig habt, jeden Abend in einem anderen Fremdsprachenkurs an der Volkshochschule rumzuhocken…
[A]Es gibt bei uns tatsächlich ein oder zwei rastlose Musiker, die solche Sprachen aus Spaß an der Freude in ihrer Freizeit lernen. Die eigentlichen Ideen für diese Lieder stammen meistens von unseren Tourneen. Der Text des japanischen „Mai nichi“ auf „Shut up and dance“ ist zum Beispiel in mühevollem Mail-Verkehr mit Hilfe unseres letzten Tourveranstalters aus Japan gereift. Oft wollen wir etwas von unseren Eindrücken in der landestypischen Sprache an unser Publikum weitergeben.

[F]Mit Impulso habt ihr zudem ein neues Label gefunden, welches bislang allerdings noch nicht großartig mit Ska-Veröffentlichungen in Erscheinung getreten ist. Weshalb habt ihr euch für die Zusammenarbeit mit Impulso entschieden? Wäre es zwecks Erreichung einer gewissen Zielgruppe nicht sinnvoller gewesen, wieder mit einem Label (wie z.B. Pork Pie) zusammen zu arbeiten, das tiefer in der Ska-Szene involviert ist?
[A]Wir waren vor allem an einem Label aus München interessiert, damit unsere Zusammenarbeit nicht durch eine örtliche Trennung unnötig erschwert wird. Außerdem ist Impulso (GLM) bei allen seinen Bands an einer langfristigen Arbeit interessiert. Diese Einstellung findet man heutzutage nicht oft, und sie gibt uns nicht zuletzt das Gefühl, dass wir bei Impulso gut aufgehoben sind. Da BENUTS nicht für klassischen Ska im eigentlichen Sinn steht, haben wir uns bei der Labelsuche nicht nur auf Skalabels beschränkt.

[F]Ihr wart schon in zahlreichen Ländern, unter anderem in Russland, Japan und Rumänien, auf Tour. Wie kommen solche Auslandstouren zustande?
[A]Man muss wissen, dass in Russland und Japan noch eine stärkere Ska-Szene existiert, die in den letzten Jahren einen regelrechten Boom hatte. Wir hatten vor vielen Jahren einige Beiträge auf russischen Samplern, die uns dort tatsächlich zu einem Namen verholfen haben. Darüber sind wohl auch die Veranstalter aus Russland auf uns aufmerksam geworden und fragten bei uns Konzerte an. In Japan waren die zu der Zeit generell heiß auf den Ska aus westlicheren Erdregionen, und da sind wir denen dann irgendwie zwischen die Finger gekommen. Also etwas Glück ist immer dabei.

[F]Nicht umsonst genießt ihr den Ruf, die internationalste Ska-Band der Welt zu sein. Habt ihr schon konkrete Pläne, in welches Land es euch als nächstes verschlagen wird? Oder habt ihr spezielle Wünsche, wo ihr unbedingt mal spielen möchtet?
[A]Konkrete Pläne gibt es noch keine, aber wir sind grundsätzlich für alles offen. Jeder hat da so seine eigenen Traumziele in der Band. In der Vergangenheit mehrten sich aber die Rufe nach einer Tour in England. Das wäre sicherlich eine schöne Herausforderung, zumal ja die nicht ganz unbedeutende zweite Ska-Welle dort losgetreten wurde.

[F]Im November 2008 sind die BENUTS vom Deutschen Rock & Pop Musikerverband (DRMV) als „Beste deutsche Ska-Band“ ausgezeichnet worden. Um ehrlich zu sein wusste ich bis dato noch überhaupt nicht, dass es eine solche Auszeichnung überhaupt gibt, und auch der DRMV dürfte nicht allen unseren Leser ein Begriff sein. Könnt ihr uns kurz erläutern, um was für einen Verband es sich dabei handelt, und wie man sich das Auswahlverfahren und die Kriterien für den an euch verliehenen Titel vorzustellen hat?
[A]Am Verbandsnamen erkennt man ganz gut, was der Verband so macht…(zzzzzz!?). Der ganze Preis ist durchaus mit einer gewissen Ironie zu betrachten und auch von uns so gemeint. Das Lustigste dabei ist, dass die ersten Preise alle eine Urkunde enthalten, die von einer anderen Skaband unterschrieben wurde (da unterschreiben mal die BUSTERS bei den BENUTS und so weiter und so weiter… – was für ein Schwachsinn). Wir hatten immer gehofft dabei ein paar gute Gigs spielen zu können, meistens muss in der Kategorie Ska aber nur die Urkunde abgeholt werden. Der Preis ist auch immer wieder ein schöner Interview-Aufhänger für diese Frage…

[F]Zum Abschluss noch eine recht allgemeine Frage: Wie beurteilt ihr die derzeitige Ska-Szene in Deutschland?
[A]Die Livekultur ist allgemein ziemlich im Keller (das ist nicht nur beim Ska so). Die Leute schätzen es nicht mehr so wie früher, sich mit anderen Bands als den ihnen bekannten Radioacts auseinander zu setzen. Das macht es schwieriger, neue Leute für Ska-Konzerte zu gewinnen. Vielerorts gibt es zudem noch Skabands, die dann doch nur mittelmäßigen Schülerpunk mit Trompete zum Besten geben. Einige dieser Bands haben der deutschen Ska-Szene sicherlich nicht nur Zuwachs beschert (um mal etwas durch die Blume zu sprechen).

[F]Vielen Dank für das Interview! Any last words?
[A]Vielen Dank an euch, und keep on skankin´ mit den BENUTS!

http://www.benuts.de

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.