Über Humor lässt sich bekanntlich streiten. Gerade in dem Mikrokosmos deutscher New Rave- oder Elektro-Acts trifft man immer wieder auf Zeitgenossen, deren Texte mit „skurril“ noch verhältnismäßig milde umschrieben sind und mit denen nicht unbedingt jedermann etwas anfangen kann. Während etwa Interpreten wie PLEMO oder KOMMANDO ZURÜCK mir noch so manches breite Grinsen ins Gesicht zaubern können, geht der Humor von BUBI ELEKTRICK hingegen völlig an mir vorbei. „Vor Milliarden von Jahren wurde er von Außerirdischen in einem Wald in der Lüneburger Heide ausgesetzt. Er wurde von prähistorischen Dachsen, Wildschweinen und Rehen aufgezogen und entwickelte sich prächtig. Durch tägliches Training und Einnahme von Anabolika züchtete er seinen Körper aus Schweinemett, Stahlbeton und Pampe zu einer tödlichen Waffe heran.“ – die Künstlerinfo erinnert bereits unweigerlich an schlechte Chuck Norris-Witze und zeugt ebenso wie das aerodynamische Ganzkörperkostüm von BUBI ELEKTRICK von dem Versuch, den eigenen Personenkult zu fokussieren. Wer darauf abfährt, der wird vielleicht auch den per Sprechgesang vorgetragenen lyrischen Ergüssen über fragwürdige Romantikvorstellungen („Ein jeder liebt auf seine Weise – ich schenk dir ein Herz aus Scheiße – wohl geformt aus brauner Masse – ein Liebesbeweis der Extraklasse“) oder gesamtgesellschaftlichem Alkoholkonsumverhalten („Männer wollen saufen – Frauen wollen saufen – Teens und Alte auch“) etwas abgewinnen können, die auf dieser EP in ein mittelmäßig spannendes Elektro-Trash-Gewand gepackt wurden. Ich für meinen Teil muss in diesem Fall aber leider passen.
BUBI ELEKTRICK – Herz aus Scheiße
- Beitrags-Autor:Bernd Cramer
- Beitrag veröffentlicht:20. November 2009
- Beitrags-Kategorie:Tonträger
Bernd Cramer
Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber.
Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.