BOXHAMSTERS – Brut imperial

Yeah, die BOXHAMSTERS sind zurück! Na gut, eigentlich waren sie nie richtig weg, aber seit Veröffentlichung ihres letzten Albums „Demut & Elite“ vor fünf Jahren ist es doch verdammt ruhig um die ehemalige Speerspitze des intelligenten deutschen Punkrocks geworden. Aber Totgesagte leben ja bekanntlich länger, und auch wenn die Gießener ihre Sturm & Drang-Zeit schon seit längerem hinter sich gelassen haben, so klingen sie auch im Indierock-Gewand immer noch unverwechselbar nach sich selbst. „1982“, „Mogli“ oder das doch wieder etwas punkigere „Herzigel“ sind beispielsweise typische BOXHAMSTERS-Stücke mit schrammeligen Gitarren und natürlich Martin Coburgers unverwechselbarem, melancholischen Gesang. Allerdings überraschen die Boxies im Laufe des Albums auch immer wieder mit Experimenten: Bei „Schluchtenflitzer“ kommt ein vogelwildes Banjo zum Einsatz, das etwas wirre Lied „Lochfraß“ könnte glatt von den GOLDENEN ZITRONEN stammen, „Flöz & Pökel“ (im Duett mit Eva Briegel von JULI!) klingt ungewohnt ausgelassen und für „Der 3. Ton“ wurde gar der Sänger einer angeblich bekannten, aber nicht namentlich genannten Oi!-Punkband verpflichtet. Nicht alle dieser Experimente sind in meinen Augen geglückt, aber dafür können sich die BOXHAMSTERS auf die Fahne schreiben, auch weiterhin innovativ zu sein und sich ohne Verlust ihrer eigenen Identität kontinuierlich weiterzuentwickeln. Die Faszination, die diese Band seit nunmehr 22 Jahren ausstrahlt, bleibt ungebrochen.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.