Als ich in einer Rezension zum neuen BLONDE REDHEAD-Album von „Dream-Pop“ las, empörte sich eine innere Stimme. Was hat diese bedeutsame Band aus New York, die uns bereits seit 30 Jahren mit wundervoller Musik und künstlerisch wertvollen Plattencovern verwöhnt, bitteschön mit schnödem Dream Pop zu tun? Belanglosigkeit konnte man dem Trio definitiv nicht vorwerfen.
Doch nach so einigen Hördurchgängen muss ich meine ursprüngliche Meinung revidieren (bzw. sollte man die Umschreibung „Dream Pop“ vielleicht nicht so inflationär verwenden). Denn „Sit down for dinner“ ist ganz sicher das ruhigste und harmonischste Album, das sie uns bislang vorlegten. Und so transzendentale Stücke wie „Melody experiment“ oder „Rest of her life“ klingen nun mal verdammt verträumt. Inhaltlich geht es auf ihrem mittlerweile elften Longplayer um das gemeinsame Abendessen, das die Band wie ein Ritual pflegt. Und etwas weiter gefasst um Kommunikation, Zusammenhalt, Harmonie, aber auch um Tod, Selbstzweifel, die persönliche Rolle im Leben und um Vergänglichkeit. Wichtige Themen, wenn man in einer so ungewöhnlichen Dreierkonstellation (ein Zwillingspaar, ein Ehepaar) langfristig bestehen möchte.
Passend dazu geht auch die Musik unter die Haut, berührt tief im Inneren, fesselt mit schönen Melodien, und zart hingetupfter Melancholie. Selbst die durchaus markante Stimme von Kazu Makino, an der sich in der Vergangenheit immer wieder die Geister schieden, scheint hier manchmal vielleicht ein wenig surreal, zumindest aber nachvollziehbar verträumt. Doch bei allen Träumereien findet man auf „Sit down for dinner“ leider auch ein paar lückenfüllende Zwischenstücke, die das Niveau von Songs wie „Not for me“ und „Before“ leider nicht halten können.