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KYLA LA GRANGE – Vampire smile

Watford im Nordwesten Londons hat nicht nur zweitklassigen Fußball, sondern auch erstklassigen Pop zu bieten. „Angstpop“ nennt man also, was KYLA LA GRANGE, die Dame mit südafrikanischen Wurzeln, auf „Ashes“ dem Publikum in die Gehörgänge spielt. Es klingt tatsächlich sehr britisch, sehr dunkel und dennoch sehr poppig, ein bisschen, als habe CYNDI LAUPER etwas zu lange in einer Düsterdisco zugebracht und daraus nun ein Album fabriziert. Nur besser. KYLA LA GRANGE bietet eine zarte Stimme, die ihre Ängste, ihre Wut und ihre Gedanken gerne mit der Welt teilt, was kein Wunder ist, wenn man schon mit 13 „sehr deprimierende“ Texte geschrieben hat. Aber diese Musik zwischen Zerbrechlichkeit und Kraft lässt keinen Zweifel daran, dass sie viel mehr tröstet, als traurig zu machen. Trotz all der lyrischen Dunkelheit bemerkt man in jedem Song diesen Spalt Licht, der einem den Weg aus all den Trümmern weist. Songs für die Hotrotation im Radio, zumindest so lange, wie nicht genauer auf den Text geachtet wird und – sind wir mal ehrlich – wer macht das denn schon? Weder im noch vor dem Radio. Daher würde man KYLA LA GRANGE wünschen, im Radio gespielt zu werden, zwischen ach so vielen Verkaufhelden ohne jeden Tiefgang und dabei ihr verschmitztes Lächeln sehen wollen, das einfach nur ausdrückt: „Ha, ich hab’s euch gezeigt.“ Denn das hat sie mit „Ashes“. Watford kann eben mehr als zweitklassig sein. Es schickt ein erstklassiges Folk-Pop-Album in die Welt, das auf sich aufmerksam machen wird.

Simon-Dominik Otte

Mensch. Musiker (#Nullmorphem). Schauspieler (#BUSC). Rezensent (#blueprintfanzine). Come on, @effzeh! AFP-Fan. (#Amandapalmer). Lehrer. Und überhaupt. Und so.