Egal, ob Stuttgart nun eventuell das BERLIN 2.0 ist oder nicht: Die Stuttgarter rufen nur ein einziges Wort aus meinem Munde hervor: „Ja!“ Okay, vielleicht kommt auch noch ein „verdammt!“ hinterher… Ja, verdammt! Dieser druckvolle, düstere und dennoch treibende Postpunk klingt, als hätte er schon zig Jahre auf dem Buckel. Hat er aber nicht, das hier ist das Debütalbum. BERLIN 2.0 hätten auch ganz hervorragend in den Soundtrack von „Verschwende deine Jugend“ gepasst, da kann man sie sich ziemlich prima vorstellen.
Die Band um Sängerin Elena Wolf spielt die Songs mit einer enormen Coolness, ohne dabei aber das Leben vermissen zu lassen. Treibende, drückende, zwingende Drums jagen sich mit Gitarrenläufen durch den Raum, Wolf behält den Überblick und die Ruhe, wirkt wie ein sicherer Halt inmitten eines lauten Sturms. BERLIN 2.0 und „Scherbenhügel“ sind ein ganz heißer Anwärter auf mein persönliches Album des Jahres, hier stimmt einfach so viel, hier gibt es jede Menge Grund für Nostalgie, aber genauso auch für die Hoffnung auf eine Zukunft der Musik, die nicht reingewaschen und weichgespült, sondern echt und verschwitzt, schmerzend und ehrlich ist.
Postpunk funktioniert also auch noch in den 2020ern, so viel dürfte mittlerweile feststehen – und BERLIN 2.0 schicken sich an, das Genre in neue Höhen zu spielen. Mal Punk, mal Gothrock, mal dreckig, mal emotional, meistens beides. Das ist richtig gut, was da vom Scherbenhügel zu uns hinuntersteigt. Ich bin schlicht begeistert.