Die anarchische Kraft von EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN trifft die Fragilität von bspw. JA, PANIK. Wuchtige Gitarren, ein teilweise brutales Drumset und Texte, die durchaus BLIXA BARGELD das Wasser reichen können, das ist die zentrale Stärke von BAHNHOF MOTTE, die ihren Punk mit deutlichen Anleihen beim frühen Wave untermauern und dabei von nahezu lyrischem Vortrag in fast schon gerappte Parts wechseln, dass es nur so eine Freude. 
Und so spielen sie mit den Gefühlen der Hörenden, lassen sie mal an die SIMPLE MINDS und dann wieder PSYCHIC TV denken, werben mit den Reizen der Frühlingswiese, nur, um uns dann wieder mit hinab in die finsteren Höhlen von Moria zu reißen. Und apropos Reize … diese Herangehensweise hat absolut ihren Reiz. Man merkt, dass der BAHNHOF MOTTE seine Gefühle in die Welt hineinrufen, hineinschreien, hineinsprechen und hineinflüstern möchte. Suche dir die Variante aus, die dir am besten konveniert, du wirst sie finden. 
Ganz besonders tritt die sprachliche Gewandtheit der Texte in den Vordergrund, hier wird nicht an Schachtelsätzen, Wortkombinationen und Metaphern gespart, man kann das Ohr kaum von ihnen lassen, hier sind die Vorbilder zwar erkennbar, abgeschrieben wirken die Lyrics jedoch nie, hier scheint einfach jemand Spaß am Verwenden der deutschen Sprache zu haben und diesen Spaß teilen zu wollen. Danke dafür.
„Zeit fressen“ ist mal ein Wave-Album, mal ein Industrial-Album, mal ein Punk-Album, mal ein Post-Punk-Album (oder auch mal ein Art-Punk-Album, wie die Presseinfo vermuten lässt), vor allem aber ist es ein gelungenes Album, das die Spannung aufrecht erhält und genreübergreifend Interesse wecken dürfte.
Von BAHNHOF MOTTE lässt man sich doch gerne die Zeit fressen, oder?