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ANGELIKA EXPRESS – Letzte Kraft voraus

15 Jahre und acht Alben zählt mittlerweile die Geschichte von ANGELIKA EXPRESS – und von Anfang dieses achten Albums an gehen die Kölner wieder einmal gegen den Rhythmus, nicht nur, weil dies der Titel des Openers ist. Die Band gibt erneut alles, um sowohl musikalisch als auch lyrisch zu überzeugen – und beides gelingt ganz hervorragend. Überzeugend nach vorne, dem Hörer kaum eine Pause für Großhirn und Tanzbein gönnend. Dabei stößt man auf tief verwurzelte Punkmomente, wohl verpackte Popakzente ohne den Aua-, vielmehr mit dem Aha-Effekt, jede Form des Nationalismus bekommt die verdiente Tracht Prügel, besonders in dem Anti-Heimatlied „Geboren in der BRD“. Letzteres ist so wundervoll eingängig und mitsingbar, dass man nur am Rande feststellt, wie viele gute Argumente gegen Internet-Trolls und den „ganzen sentimentalen Verklärungs-Shit“ direkt mitgeliefert werden. ANGELIKA EXPRESS spielen den Pop mit der ganz besonderen Note Dreckigkeit, mit der blutenden, statt der erhobenen Nase. Und mit dem Titel „Letzte Kraft voraus“ kann sich wohl fast ein jeder identifizieren, ich jedenfalls habe dieses Gefühl häufig, wenn der nächste Schultag ansteht und wieder zig sinnlose Konferenzen oder nölige Eltern warten. Mit diesem Gefühl setzt sich dieses Album immer wieder mit ironischem Lächeln auseinander, bevor die Band dir die nächsten Wahrheiten gnadenlos um die Ohren hauen. So lass ich mir die Prügelstrafe gefallen.

Simon-Dominik Otte

Mensch. Musiker (#Nullmorphem). Schauspieler (#BUSC). Rezensent (#blueprintfanzine). Come on, @effzeh! AFP-Fan. (#Amandapalmer). Lehrer. Und überhaupt. Und so.