A WINGED VICTORY FOR THE SULLEN – Atomos

Wer DUSTIN O´HALLORANs Karriere schon etwas länger verfolgt, wird wissen, dass der Pianist und Wahl-Berliner vielleicht nicht unbedingt als Virtuose in die Musikgeschichte eingehen wird, nichtsdestotrotz aber in unregelmäßigen Abständen sehr schöne, hörenswerte Alben veröffentlicht hat, die immer von ihrer Ausstrahlung lebten und so manches Herz verzaubern konnten. Zuletzt wurden die Piano-Klänge durch Streicher ergänzt, was die Intensität der Songs noch steigerte.
Da verwundert es auch kaum, wenn sich DUSTIN O´HALLORAN und Adam Bryanbaum Wiltzie (u.a. STARS OF THE LID) bei einem Konzert in Bologna trafen und sofort auf einer Wellenlänge waren. Wiltzie half damals als Live-Musiker bei SPARKLEHORSE aus, agierte nebenher als Sound Engineer und Komponist, und ferner entdeckte man gemeinsame kulinarische Vorlieben. Einer musikalischen Kooperation stand somit nichts mehr im Weg, wobei nach gemeinschaftlicher Studioarbeit der nächste Fokus auf besondere Raumklänge und atmosphärische Sounds lag, die schließlich in dem Debütalbum von A WINGED FACTORY FOR THE SULLEN mündeten.
Davon ließ sich auch der renommierte Chreograph Wayne McGregor begeistern und setzte die Musik immer wieder bei Übungen seiner Tänzer ein. Nach einer Kontaktaufnahme mit Wiltzie und O´Halloran gab er eine Arbeit mit vollständiger künstlerischer Freiheit in Auftrag, inspirierte sie jedoch dazu, das Ganze um elektronische Elemente zu ergänzen. Das Resultat mündete schließlich in einem vollständigen Album, das den Titel „Atomos“ trägt, den Namen von McGregors aktueller Tanzperformance.
Eine lange Einleitung, die aber einen gewissen und vor allem entscheidenden Einblick in die Absichten hinter dem zweiten Album von A WINGED FACTORY FOR THE SULLEN gewährt. Wirkte „Atomos“ auf mich zu Beginn zwar wahnsinnig atmosphärisch, konnte ich der musikalischen Thematik jedoch keine großen Besonderheiten abgewinnen. Die Klänge zu ausufernd, die Dramatik innerhalb der Songs zu dürfig. Mit einer assoziierten Tanzchoreographie vor dem geistigen Auge, ergibt plötzlich alles einen Sinn. Insofern wirkt „Atomos“ ohne die dazugehörige Tanzperformance leider ein wenig unvollständig und es bleibt die Hoffnung, dass live beides miteinander kombiniert wird und im optimalen Fall auch als Film/DVD erscheint.