A DAY IN BLACK AND WHITE – Washington in der Astra-Stube

„Was, die kommen ganz aus Washington hierher?“ wunderte sich eine Bekannte über CULM. Ein typischer Fall von Missverständnis, denn CULM kommen tatsächlich „nur“ aus Rheine. Wobei sie musikalisch gar nicht mal so daneben gelegen hätte, stellen CULM doch alle Dischord-Fans zufrieden, denen die neueren ROBOCOP KRAUS Sachen ein wenig zu poppig sind. Zu Beginn gab es wieder die obligatorischen Ohrstöpsel seitens der Band, was rein gesundheitlich zwar nicht verkehrt ist, der Musik von CULM jedoch in keinster Weise gerecht wird. Die ist nämlich viel zu energisch und trotz gewisser verquerer Breaks ziemlich tanzbar. Sänger Christoph strotzte dabei nur so vor Energie und erinnerte aufgrund der zusammengezogenen Augenbrauen und dicken Halsschlagader optisch gar ein wenig an Mr. Henry Rollins himself. Eine Zugabe gab’s am Ende auch noch und über eine zweite Zugabe hätte sich wahrscheinlich auch niemand beschwert, aber die richtigen Washingtoner wollten ja auch noch ran.
Heute übrigens der letzte Tag einer einmonatigen Europatournee, wobei die Vier auf der Bühne nicht die geringsten Ermüdungserscheinungen aufwiesen. War ich bei ihrer letzten Tour doch ein wenig enttäuscht, dass das Liveprogramm der Musik ihrer EP kaum entsprach, so wurde man 2006 zum größten Teil mit Material ihres aktuellen Albums „Notes“ versorgt, das sich tatsächlich in eine ziemlich andere Richtung bewegt als ihr ausufernder Laut/Leise-Vorgänger, nichtsdestotrotz aber ziemlich fantastisch ist. Den Kinderschuhen des Postrock mit gelegentlichen Lärmausbrüchen entwachsen, bewegen sich A DAY IN BLACK AND WHITE inzwischen im poppigen und gleichzeitig anspruchsvollen Post-HC, oder vielleicht geht es auch als brachialer Indierock durch? Schwer einzuordnen und auf alle Fälle ohne direkte Vergleichsband. Insgesamt ein sehr kraftvoller mitreißender Gig, der nur durch einen anstrengenden Alkoholiker gestört wurde, der das Publikum und die Band nicht nur während der Pausen sondern auch während der Songs durch sein unglaubliches Mitteilungsbedürfnis abzulenken versuchte. Glücklicherweise störte sich die Band aber keineswegs daran und nutze das letzte Konzert vor dem Heimflug für zwei ca. halbstündige Zugaben, so dass am Ende jeder auf seine Kosten kam.

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