Hoppla, was ist denn mit JOHNNIE ROOK los?! Hatte ich die Hauptstädter um Frontfrau Franziska recht rockig in Erinnerung, so gehen sie auf ihrem neuen Album zunächst in die Vollen: Stücke wie „Ratten“ oder „Freundesammler“ weisen deutliche Hardcore-Wurzeln auf und zeigen die Band von einer unvermutet harten und direkten Seite. Da passt es auch wie die Faust aufs Auge, dass Gunnar von DRITTE WAHL einen Gastbeitrag abliefert und das Stück „Kanonenfutter“ mit seiner kräftigen Stimme in eine regelrechte Hit-Granate verwandelt.
Über weite Teile des Albums können JOHNNIE ROOK dieses Niveau halten und mit eingängigen Melodien und vereinnahmenden Singalongs überzeugen, bis sich die Band in der zweiten Hälfte des Albums plötzlich von einer anderen Seite zeigt, die nicht so recht zum furiosen Beginn zu passen scheint. Denn dort tauchen durch Stücke wie „Punkrockmädchen“, der DIVAKOLLEKTIV-Kooperation „Kryptonit“ und nicht zuletzt einer kleinen vorgelesenen Punkpiraten-Erzählung geradezu kindlich-naive Komponenten auf, die unweigerlich an Teeniepunk-Tagebücher oder eine Märchenstunde im Walddorf-Kindergarten erinnern. Das mag für einige Hörer sicherlich einen gewissen Charme ausüben, passt aber meiner Meinung nach überhaupt nicht zu dem souveränen Bild, das JOHNNIE ROOK zuvor abgeliefert haben. Vielmehr täte es der Band gut, sich zwischen Rebellion und Ponyhof zu entscheiden. Doch abgesehen von diesem kleinen Wermutstropfen ist „Stimmungsgerät“ aber eine ausgezeichnete Platte geworden, die ihrem Namen alle Ehre macht.