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NAVEL – Loverboy

NAVEL aus der Schweiz waren mir bislang erstaunlicherweise unbekannt, obwohl diese Band bereits seit zehn Jahren existiert und auch schon einige größere Erfolge vorzuweisen hat. Zu erwähnen wären da unter anderem Auftritte beim legendären SXSW Festival, eine Tour als Support der QUEENS OF THE STONE AGE und nicht zuletzt der Gewinn des Basler Pop-Preises im Jahr 2009. Musikalischer Fixpunkt war dabei immer der Gitarrist und Sänger Jari Antti, der mit dem mittlerweile vierten Line-up seiner Band das Album „Loverboy“ im eigenen Studio aufgenommen hat. Und, um es vorwegzunehmen: Das Ergebnis klingt wahnsinnig gut! Die ganze Platte verströmt von Anfang an ein gewisses Feeling, welches sonst nur amerikanische Bands aus Gegenden mit sehr geringem Niederschlag zu erschaffen wissen. „Loverboy“ weckt Assoziationen zu aufgewirbeltem Staub im Gegenlicht einer gleißend brennenden Sonne. Es ist psychedelisch, rockt unanständig, gibt sich sexy und verschwitzt amerikanisch. Es klingt nach Badlands und Zabriskie Point, Natural Born Killers und Kurt Russell in Death Proof. Mit abgewetzten Cowboystiefeln. Sollte ich jemals eine Tour durch das kalifornische Hinterland machen und dabei zufällig in einem 1974er Dodge Charger sitzen, wäre dies der Soundtrack dazu. Stilistisch lässt sich nicht genau fassen, was hier vor sich geht. Die Musik ist tief im Blues verwurzelt, die Drums poltern unbändig treibend nach vorne, psychedelische Pickings tauchen auf und werden kurze Zeit später von harten Gitarrenwänden atomisiert. Einflüsse von JIMI HENDRIX über BOB DYLAN bis hin zu NIRVANA (im positiven Sinn), JON SPENCER BLUES EXPLOSION oder SONIC YOUTH sind deutlich zu erkennen, wobei der Sound dieser Platte klar in Richtung 60s und 70s geht, mit kurzen Delays und leichter Zerrung auf dem Gesang, krachigen Gitarrensounds aus guten Vintageamps und verspielten Basslinien. Für Leute, die ein Ohr für tolle Sounds haben, dürfte „Loverboy“ ein Fest sein. Umso beeindruckender, dass NAVEL alles selbst gemacht haben, vom Songwriting über die gesamten Aufnahmen bis hin zum Mastering. Vielleicht klingt das Album ja auch deshalb so ausgereift, schlüssig und voll unbändiger Energie. Und auf eine unbeschreibliche Art sogar wie einer dieser großen Klassiker von damals.