Jütland ist sicher sehr idyllisch. Auch, wenn man das VETO nicht wirklich anhört. Schon gar nicht auf „Everything is amplified“, Album Nummer drei der Dänen. War der Vorgänger „Crushing digits“ geprägt von fast fröhlicher Elektronik, dominiert auf der neuesten Veröffentlichung die Schwermut. EBM-geprägter Elektropop mit reduzierter Geschwindigkeit, ganz nach dem Motto: „If we rush too much, we lose ourselves“.
Und diese Nachricht lässt die Band mit jedem Ton, mit jedem Song wiederholen. Die Lyrics sind mal als Liebeslied, mal als politischer Affront zu interpretieren, hier ist alles offen, alles begründbar und dennoch hintergründig. Alleine das häufig verwendete „you“ kann in jeglicher Auslegung angewandt werden.
Trotz all der Melancholie, all der Entschleunigung, schaffen es VETO, tanzbar zu bleiben und in ihrer epischen Dunkelheit dennoch das Strahlen nicht zu verlieren, MUSE ohne den Stadionfaktor, DEPECHE MODE ohne den Hype. Was man „Everything is amplified“ im Gegensatz zum Vorgänger anmerkt, ist die harmonische Nähe, die dieses Album ausstrahlt, sicherlich nicht zuletzt durch die Produktion des Frontmannes Troels Abrahamsen und das gemeinsame Erdenken der Songs. So schaffen VETO eine Atmosphäre, die trotz aller dunklen Momente irgendwie vor Freundschaft vibriert. Denn auch und gerade zu einer guten Freundschaft gehört ein gerütteltes Maß an Ernsthaftigkeit und damit geizen die fünf Dänen nun wirklich nicht auf ihrem dritten Longplayer. VETO bleiben der elektronisch geprägten Musik treu, verlieren sich aber nicht in den Popsümpfen ihrer Zunft, sondern gehen eigenwillige, wenig beschrittene Wege, um zu einem Ziel zu kommen, an dem man wieder hören kann, wo eben nicht alles verkabelt ist.
Ein Album, das deutlich mehr in den Herbst passt, zugegeben. Aber manchmal bricht sich der Herbst ja schon im Sommer Bahn. Zumindest im Herzen. Und dann sind VETO da und helfen. Gut so.