Als ich anfing, Punkrock zu hören und auf entsprechende Konzerte zu gehen, da hatten es meine Eltern nicht immer einfach. Die Gewissheit, dass ihr minderjähriger Sprössling sturzbesoffen inmitten eines nicht gerade vertrauenerweckenden Klientels in besetzten Häusern und versifften Kneipen rumlungert, dürfte ihnen so manche schlaflose Nacht bereitet haben – zumindest solange, bis irgendwann in den frühen Morgenstunden das unkoordinierte Klappern des Haustürschlüssels Grund zur Entwarnung gab.
Dass es heutzutage auch anders geht und Punkrock auch einfach nur als populäre Musikrichtung ohne exzessive oder politische Begleiterscheinungen interpretiert werden kann, ist zwar nichts wirklich Neues, doch für jemanden, der die andere Seite kennt, ist dieser Umstand nach wie vor gewöhnungsbedürftig. So auch in diesem Fall: LAUTSTARK sind jung, kommen aus Hagen und danken im Booklet nicht nur ihren Fans, sondern auch ihren Eltern, „die bisher fast auf jedem Konzert dabei waren und uns immer tatkräftig zu Seite stehen“. Punkrock 3.0, willkommen im Streichelzoo!
Aber seien wir fair, immerhin sind die Jungs ehrlich und lassen nicht gekünstelt den harten Mann raushängen wie andere Teenie-Poppunk-Bands, also wie beispielsweise meine persönlichen Lieblings-Lästeropfer SERUM 114. Denn letztendlich soll ja jeder machen, was er will, und LAUTSTARK machen ihre Sache objektiv betrachtet sogar ziemlich gut: sie erinnern mich sehr an die WOHLSTANDSKINDER, haben einen Haufen eingängiger Melodien auf Lager, und die Texte gehen auch noch in Ordnung, sofern man weder besonders ausgefeilte Lyrik, noch kritische Statements erwartet. Richtig grenzwertig wird es lediglich, wenn sich die Jungs an Balladen wie etwa dem Stück „Bleib hier“ versuchen. Ansonsten gilt: wer die Volljährigkeit noch nicht erreicht hat, gerne eingängige Gitarrenmusik hört und im Zweifelsfall lieber die „Bravo“ als den „Taugenix“ liest, darf hier gerne mal reinhören.