Tim Smith alias TV SMITH ist ein Urgestein im Musikbusiness. Inspiriert vom ungestümen Geist des Punks, vornehmlich der SEX PISTOLS, BUZZCOCKS und THE DAMNED, gründete er 1976 mit seiner Freundin Gaye (wer hat sie damals nicht angehimmelt?) die ADVERTS und stand mit ein paar Hits wie „No time to be 21“, „One chord wonders“, „New church“ und vor allem „Gary Gilmore’s eyes“ die berühmten 15 Minuten im Glitzer des Ruhms. Nach dem Ende der ADVERTS ging es kontinuierlich bergab mit TV, seine Folgebands TV SMITH’S EXPLORERS oder TV SMITH’S CHEAP erreichten keinen nennenswerten Bekanntheitsgrad mehr. Seit diesen Tagen ist TV SMITH ausschließlich solo, nur mit seiner Akustikgitarre bewaffnet, unterwegs, um seine Lieder unters Volk zu bringen. Auch, wenn es thematisch keine Beschränkungen bei TV gibt und sich durchaus auch mal ein Liebeslied ins Repertoire schleichen darf, darf man TV SMITH getrost einen Protestsänger nennen, denn überwiegend prangert er soziale und politische Missstände an. Auf „Live at the NVA Ludwigsfelde“ geschieht genau das, ungeschönt eingefangen und somit authentisch wie Sau. Seine eindringliche Stimme mit dem hohen Wiedererkennungswert, seine Ansagen in gebrochenem Deutsch, sein energisches Geschrammel, zwei Songs sogar auf Deutsch (!), eindringlicher kann man als Solokünstler nicht sein. Nun bricht zur Zeit ja eine wahre Flut von Alben dieser Art über uns herein. Künstler wie z.B. FRANK TURNER schaffen es damit sogar ins Feuilleton. Fraglich also, ob TV SMITH da noch einen Fuß in die Tür bekommt. Verdient hätte er es allemal, denn gerade einem FRANK TURNER steht er in nichts nach, und TV SMITH ist halt das Original! „Live at the NVA Ludwigsfelde“ bietet für den, der derart spartanische Darbietungen mag, pralle 30 Songs oder mehr als 100 min Musik auf zwei CDs. Das Ganze zum Preis einer Single. Mir persönlich jedoch würde das mit einer schmutzigen Punkrockkapelle im Nacken deutlich besser gefallen.