Als ich kürzlich das Stück „The sicilian clan“ von ENNIO MORRICONE auf byte.fm hörte, war ich baff. Klar, der italienische Komponist ist selbst musikalischen Laien ein Begriff. Und wer ihn namentlich nicht kennt, ist seiner Musik mit großer Wahrscheinlichkeit schon einmal im Kino begegnet – bei mehr als 500 Filmsoundtracks wäre alles andere erstaunlich. Natürlich kann man MORRICONE vorwerfen, dass seine oft wunderschöne Musik gelegentlich ins Überzeichnete kippt und damit auch in Richtung Kitsch. Doch was mir bei diesem Stück besonders auffiel: Man hört nicht nur sofort, dass es sich um Filmmusik handelt – man meint die Handlung in ihrer mafiösen Schattenwelt förmlich herauslesen zu können. Respekt: Das muss man erst einmal so präzise hinbekommen.
Etwas Ähnliches wollte offenbar auch der italienische Komponist ANDREA LASZLO DE SIMONE erreichen. Sechs Jahre nahm er sich für dieses Album Zeit, parallel entstand ein Film, sodass am Ende ein audiovisuelles Gesamtkunstwerk stehen sollte. Die Bilder allerdings sind weniger eindeutig lesbar. Dachte ich beim eröffnenden „Il buio“ noch an Weltraumszenarien, unterlegt der Film das Stück mit Luftaufnahmen seiner Heimat Turin (?). Immerhin nicht völlig daneben. Beim leicht säuselnden „Ricordo tattile“ glaubte ich Vogelgezwitscher herauszuhören, visuell gibt es dazu jedoch nur ein Kaminfeuer – etwas eintönig. „Neon“ wiederum wirkt kühl, bedrohlich, vielleicht sogar futuristisch; im Film dazu ein verlassener Bahnsteig bei Nacht. Durchaus stimmig. Nur klingt „La notte“ für mich eher wie ein Sommertag am Meer als wie die Nacht, während im Film langsam die Sonne aufgeht.
Doch bei Blueprint wollen wir weniger die audiovisuelle Umsetzung bewerten als vielmehr das, was DE SIMONE auf der Tonspur liefert. Und das bewegt sich irgendwo zwischen Singer/Songwriter-Elementen, orchestralem Pop, dezenten Elektrosounds und klassischer Filmmusik. Es ist größtenteils nett und zugänglich, bleibt aber auch ein wenig belanglos – Musik, die ohne Bilder fast an einem vorbeiplätschert.