„H8 for the masses“ nennt sich der neue nach fast siebenjähriger Pause veröffentlichte Rundling von HATE SQUAD. Mit Schlagzeuger Helge kam folgendes Interview zustande.
„H8 for the masses“ ist euer bislang viertes Album (zählt man die Remix-EP einmal nicht mit). Was hat Euch nach über fünf Jahren Funkstille im Musikzirkus veranlasst, wieder mitzumischen und ein neues Album aufzunehmen?
Richtig aufgehört haben wir eigentlich nie. Nach der „Pzyco“ haben wir uns von unseren damaligen Gitarristen Markus getrennt, hatten dann auch längere Zeit keinen Ersatz. Später kam Michael von DRY ROT dazu, aber aufgrund der weiten Entfernung konnten wir nur selten proben und an neuen Songs basteln. Zudem kamen bei uns allen berufliche Veränderungen hinzu, und das hatte natürlich Vorrang. Trotzdem bastelten wir immer weiter an neuen Songs, und als letztendlich mit Mark und Martin an den Gitarren einige gute Stücke entstanden, machten wir uns auch Gedanken, diese zu veröffentlichen, kurz, eine neue Platte nach gut sieben Jahren rauszubringen.
Was habt Ihr in den vergangenen fünf Jahren gemacht?
Wie schon angesprochen, erst einmal musste jeder sein eigenes Leben in den Griff kriegen. Es ist eine Menge Scheiße zudem passiert. Baukes Bruder, Burkhards Mutter und auch mein Vater starben innerhalb kurzer Zeit. Das sind alles Sachen, die du erstmal mit dir selbst klären musst. Auch, wenn deine Band die besten Kumpels sind, verkraften musst du es und nicht die anderen.
Auch beruflich hat sich bei uns allen etwas getan. Jeder hat sich zudem das eine oder andere aufgebaut, Familien gegründet. Trotzdem haben wir nie die Lust an HATE SQUAD verloren, ganz im Gegenteil. Man ging irgendwie entspannter an die ganze Sache ran. Auch bei unseren Songwriting haben wir ohne Rücksicht auf Verluste das gemacht, worauf wir gerade Bock hatten.
Eure bisherigen Alben kamen immer relativ kurz hintereinander auf den Markt, nachdem Gun den Plattenvertrag nicht verlängern wollten. Wolltet Ihr da nicht einfach alles hinschmeißen, oder hat das nur die Band zusammengeschweißt?
Gun und HATE SQUAD wollten und konnten nicht mehr zusammenarbeiten, und deswegen gab es die Trennung. Ganz ohne Zoff und Geschrei. Beide Seiten waren sich einig, dass getrennte Wege besser seien. Das war natürlich ein großer Dämpfer, da wir nach dem „Pzyco“-Release einiges vor hatten, und ohne Label (Kohle) kannst du erst mal nur kleine Brötchen backen. Da wir mit der Musik sowieso nie wirklich Geld verdient haben, mussten wir das Beste draus machen. Von zusammenschweißen kann man auch nicht wirklich reden, da wir uns kurz nach dem Split mit Gun auch von Markus getrennt haben. Mag sein, dass er die Band nur als Sprungbrett benutzen wollte, was ohne Deal auch nicht mehr so richtig funktioniert. Egal. Burkhard, Bauke und ich wollten definitiv weitermachen, was uns dann auf Micha brachte.
Nun habt Ihr ja bei Soul Creek eine neue Heimat gefunden. Das Label scheint relativ jung zu sein und hat zum Beispiel mit OJO ROJO eine andere hoffnungsvolle Band unter Vertrag. Wie sind die Verhandlungen mit Soul Creek zustandegekommen, und wie verläuft die Zusammenarbeit bisher?
Swell Creek/Soulfood gehört unserem Basser Bauke. Respekt, Bauke! Der Typ will es wirklich wissen, denn er arbeitet tagsüber bei einer Promo-Agentur, und abends kümmert er sich um sein Label. Er hat bislang noch keinen Überflieger, der ihn von heute auf morgen zum Millionär macht, aber das ist bei ihm auch sekundär. Ihm macht es einfach Spaß.
Wie die Zusammenarbeit läuft? Natürlich bestens, da wir immer an der Quelle sitzen, wenn es um Neuigkeiten geht. Wir haben nicht einmal einen Vertrag, da wir uns eh schon ewig kennen und das ganze Ding auf Vertrauen basiert. Geld kommt bei der ganzen Sache auch nicht rum. Stört uns auch weniger, da wir allen da draußen zeigen wollen, dass es uns noch gibt.
Ich habe im Internet gelesen, dass Ihr gerade auf Tour seid. Was ist das für ein Package?
Die ganzen Shows sind immer Wochenend-Shows, keine richtige Tour. Vorbands sind demnach auch immer verschieden.
Meiner Meinung nach ist „H8 for the masses“ euer bisher kompromisslosestes Album geworden (am ehesten wohl mit „Theatre of hate“ zu vergleichen). Wie seht Ihr das, keine Kompromisse oder Experimente mehr?
Dank der „Pzyco“ haben wir gemerkt, was unser Ding ist. Was Anderes jedenfalls. Was „H8 4 the masses“ bietet, ist das, wo wir dank unserer momentanen Besetzung hin gefunden haben. Ich würde mich freuen, mit den Leuten noch so einen Kracher aufnehmen zu können.
Wir haben noch eine Menge neuer Ideen, die noch nicht auf diese Platte eingeflossen sind, aber ähnlich klingen und auf jeden Fall wieder ein voller Schlag ins Gesicht werden.
Habt Ihr Euch als Band noch bestimmte Ziele gesetzt? Ich denke mal, mit der Band alleine könnt Ihr Euren Lebensunterhalt nicht finanzieren.
Unsere Ziele sind auf jeden Fall, noch ein paar Festivals zu spielen im nächsten Sommer. Solange uns die Musik Spaß macht, werden wir nicht aufhören, auch wenn es mal wieder ruhiger werden kann. Natürlich steht bei uns allen der Job im Vordergrund, da uns auch klar ist, mit der Musik nicht unseren Lebensunterhalt finanzieren zu können.
Um noch einmal auf die Platte zu sprechen zu kommen: die meisten Titel, zum Beispiel „H8 for the masses“, „Time for revenge“, „Burn in hell“, klingen sehr wütend. Wolltet Ihr mit den Missständen der letzten Jahre aufräumen?
Was heißt Missstände? Alle haben gesagt, wir hätten uns aufgelöst, aber niemand hat uns gefragt. Das ist kein Missstand, sondern ein Mist-Zustand. Jetzt, wo man sich ein bisschen größer mit Platte zurückmeldet, ist immer die erste Frage, warum wir uns damals aufgelöst haben. Manche Mags, die früher fett über uns berichtet haben, wollen heute nicht einmal eine CD-Ankündigung oder eventuell eine Story bringen – wieder ein Mist-Stand. Genau das Denken an diese Leute, die nach oben kriechen und nach unten treten, das sind vielleicht die, an die wir beim Songwriting gedacht haben, weiß ich aber nicht so genau. Fakt ist, uns gefällt die Platte so, wie sie ist, und ich denke, wir brauchen uns vor keiner anderen Band zu verstecken.
Zum Abschluss würde ich noch gerne von Euch wissen, was Ihr von der derzeitigen Musiklandschaft haltet. Ein Trend wechselt den nächsten ab, aber es gibt auch einige sinnvolle und gelungene Revivals, beispielsweise von Bands wie EXODUS oder DEATH ANGEL.
Da hast du wirklich zwei Kult-Bands aus den Hut gezogen. Klar, Revivals dieser Art finde ich persönlich auch gut. Die Frage ist: was sagen die Fans dazu? Vielen der heutigen Generation dürfte DEATH ANGEL fast kein Begriff mehr sein.
Was Trends betrifft, steht EXODUS definitiv nicht dafür. Die machen schon seit eh und je ihr eigenes Ding. Was mich bei den Trends immer erfreut, dass sie für HATE SQUAD nicht existieren. Nimmt man mal wieder die von allen zerrissene „Pzyco“: Was wäre, wenn wir die Platte ein bisschen später zu POD-Zeiten herausgebracht hätten? Nobody knows.