Anbei findet ihr das Tourtagebuch der Flensburger Emo-Durchstarter ALIAS CAYLON, die vom 05.01. – 14.01.2006 zusammen mit TRIP FONTAINE durch’s hiesige Land reisten. Aber wir ersparen uns hier ein langes Geschwafel in der Einleitung, schließlich gibt es unten noch genug zu lesen und sehen. Viel Spaß dabei!
Donnerstag, 05.01.06
Hamburg, Tanzhalle St. Pauli
Rainer: Der Tourauftakt beginnt in Hamburg in der Tanzhalle St. Pauli auf’m Kiez. Eigentlich sollten vier weitere Bands im Rahmen eines Warner Showcase spielen, dieses wurde aber abgesagt. Aus diesem Grunde spielen nur zwei Kombos, zum einen WENDLA mit ihrer Bigband, die an diesem Abend für einen ruhigen Support verantwortlich ist. Vielleicht ist es ganz gut, dass am Anfang der Tour eine Frauenband dabei ist (die Betonung liegt auf Anfang), denn der erfahrene Tourer weiß, was es heißt, zehn Tage nur mit Typen zusammen zu sein und dann am Ende der Tour mit einer Frauenband zu spielen. Nun, Wendla und ihre Damen legen ein sehr schön klingendes Set hin.
Die Tour wird präsentiert von Metal Inside, und zwei Redakteure dieses Internetmags waren an diesem Abend anwesend und haben Fotos gemacht. Konzertreviews gibt`s auch unter http://www.metal-inside.de.
Wir selber hatten auch ein angenehmes Set. Viele bekannte Gesichter waren anwesend, keine großen Verspieler, durchgängiges Rocken war angesagt. Zu Essen gab’s Nudeln mit selbst gemachter Pesto und Salat. Lecker.
Thays: Oliver war an diesem Abend unsere Merch-Saarlette, was zum Vorteil hatte, dass an diesem Abend auch ein paar unserer brandneuen Pullis und Shirts über den Tisch gingen. Wahrscheinlich erweckt der saarländische Akzent bei dem Hamburger Volk derart Mitleid, dass sie bei dieser Verkaufsstrategie nicht standhaft bleiben können. Das Angebot, fester Mercher während der gesamten Tour zu werden, lehnte Olli dann doch leider ab. Trotzdem danke…isch hann de Thiel gern. Fragen wir halt den Bruder noch mal in Köln 🙂
Freitag, 06.01.06
Buxtehude, Garage
Rainer: Fin und Fiede sind gestern nach dem Gig in HH nach Schleswig gefahren, weil sie noch mal arbeiten mussten. Thays und ich sind in HH geblieben, haben nett gefrühstückt, dabei den Seewolf geguckt und Kaffee getrunken. Heute ist der erste gemeinsame Gig mit TRIP FONTAINE. Wir sind gespannt, denn wir kennen die Jungs zwar schon von dem gemeinsamen Gig in Siegen vor zwei Monaten, aber mal sehen, wie die sich nach so ’n paar Tagen entpuppen. Als wir im Club ankamen, waren die anderen Bands alle schon anwesend und haben auf die Bassbox gewartet. Die eine Hälfte von den Trips sind noch mal nach HH gefahren, um Alex vom Flughafen abzuholen, was zur Folge hatte, dass sie zu spät zu ihrem angesetzten Showtermin kamen und wir dann vorgezogen haben und somit den Support für TRIP FONTAINE gemacht haben. War für uns aber nicht weiter von Belang, es ist ziemlich egal, ob man als zweite oder dritte Band spielt, am Abend sollten insgesamt fünf Bands spielen. So was ist immer ziemlich anstrengend. WHERE THE CIRCLE ENDS, SNAKE OF JUNE und USELESS hießen die anderen Combos, welche alle ordentlich gerockt haben und (glaub ich) alle aus der Gegend um Buxtehude kommen. TRIP FONTAINE fand ich auch gut. Dann wurde es auch ziemlich spät, und um 3:45 Uhr waren wir bei mir zu Hause, und jeder hat sich ein Bett gebaut und zur Ruhe gelegt.
Samstag, 07.01.06
Wuppertal, U-Club
Rainer: Wir sind alle erst gegen 13:00 Uhr wach geworden, Thays, Fin und Alex haben eingekauft und um 13:30 gab’s erstmal lecker Frühstück.
Dann sind alle duschen gegangen und los Richtung Autobahn gefahren. TRIP FONTAINE fahren heute nach Magdeburg und wir nach Wuppertal, leider spielen wir heute nicht zusammen, da der Gig schon vorher feststand und der Veranstalter in Wuppertal keine zweite Band wollte. Nun dann, wir waren um ca. 19:30 Uhr in Wuppertal und haben Olli am Hbf raus gelassen, der uns auf der Fahrt begleitet hatte. Nach kurzem Verfahren waren wir dann pünktlich am Club. (Wir fragten Passanten nach dem Weg, die dann darauf:“ Seid ihr die Band? Ich kenn’ euch aus dem Fehrnsehen, Du bist der Sänger, oder?“ Echt wahr, ist passiert.)
Dann kamen wir in den U-Club und waren erstmal ziemlich beeindruckt von den Räumlichkeiten, denn die Halle war früher mal ´ne Brauerei, ziemlich alt und hoch und runde Decken und voller Spinnenweben, aber technisch voll up to date. Die Anlage oberfett, der Mixer (Ich hab’s geahnt) vom Fach. Essen gab’s Pizza vom Blitz, Getränke von Veltins usw. Soundcheck gut. Durch die Räumlichkeiten hatten wir ´nen ziemlich klaren Sound auf der Bühne, nur der Gesang war vielleicht ein wenig mumpfig.
Dann durften wir Tine, Carsten, Simone und Stefan als unsere Gäste begrüßen, die sich dann netterweise um unseren Merchandise-Stand gekümmert haben. Danke!
Während des Auftritts sind dann noch Wilma, Tim, Ingo und Jörkk langgekommen und haben dann noch kräftig mit uns gefeiert.
Zum Auftritt muss ich sagen, dass ich jeden Tag lockerer werde, gestern in Buxtehude fiel es mir ein wenig schwerer als heute, der Funken sprang vom Publikum auf mich über.
Es hat sehr viel Spaß gemacht, cooles Publikum. Danke
Thays: Die Nachhausefahrt in dem völlig überfüllten Bus glich einer Butterfahrt von Wuppertal bis zum Schlaf-Zielort Düsseldorf, in der man sich bevorzugt auf den Rücksitzen die Zeit vertrieb, den mitgenommen Restkasten mit Bier auszutrinken, schlechte Lieder zu gröhlen (à la MATTHIAS REIM, TORFROCK und haste nicht gesehen) und den Nightshot-Modus des Camcorders voll auszureizen….peinlich peinlich, aber schön!!! Nun hätte eigentlich nur noch die heiße Tanzband-Pfanne voller Eier gefehlt. Ei-App’tit! Eier Eier Eier. Egal!
Mein persönlicher guter Vorsatz, aus stimmtechnischen Gründen auf der Tour, möglichst Alkohol zu meiden, wurde heute bereits am dritten Tag der Tour über Bord geworfen. Eine handvoll alter Kumpels reichte dafür schon aus. Und diese haben sich auch schon für den Sonic Ballroom in Köln angekündigt… ade guter Vorsatz, vielleicht nächste Tour.
Sonntag, 08.01.06
Zwischenbericht aus der Küche der Familie G.
Fin: Der Tag fängt mit einem Handyklingeln an, das uns alle von den Isomatten reißt. Es ist meine Freundin, die sich beschwert, dass wir faulen Säcke um 12:00 Uhr immer noch pennen. (Wir Arschlöcher! Eine Tour ist doch nicht zum rumpennen da, oder was!?!) Ok, ich stehe auf und enter die Dusche. Ich brauche morgens eine Dusche – das macht mich wach – sonst würde ich den ganzen Tag orientierungslos durch die Gegend laufen. Egal. Unter der Dusche erinnere ich mich an die wichtigste (mir selbst aufgestellte) Regel für diese Tour: Ein kluger, dicker, alter Rocker hat mir mal gesagt: „Learn from the Road – eat salad when you see it!“. Ich weiß, ich werde mich an diese Regel halten müssen, um die Tour zu überleben.
Mein Handtuch stinkt nach Rauch, da ich es gestern zum Trocknen im Bus aufgehängt habe… blöde Idee, da Rainer und ich uns als neues Hobby „Kette-Rauchen-während-der-Busfahrt“ ausgedacht haben. Das Duschen hätte ich mir also sparen können. Egal.
Wir fühlen uns dufte, weil wir bei unseren Freunden Stefan und Simone nun mit super Frühstück verarztet werden und sie uns bei sich duschen und schlafen lassen und so weiter. Das Leben ist schön!
Sonntag, 08.01.06
Siegen, Vortex (ex-Furchtbar)
Rainer: Ja, das Frühstück war wieder supi, um ca. 16:00 Uhr waren wir damit fertig. Um 16:30 Uhr befanden wir uns dann auch wieder auf der Autobahn in Richtung Siegen. Fiede und Thays lachen hinten in der Karre die ganze Zeit und man hört immer nur „Vaaader Vaaader, Minimi“ etc., sie schauen Austin Powers. Wahrscheinlich bloß um BEYONCE KNOWLES zu begaffen… Na ja, sei’s ihnen gegönnt. Fin und ich sitzen vorne und hören wieder „Nichts als die Wahrheit“ von Dieter. Sehr spannend. Es hinterlässt wirklich bleibenden Eindruck, die ganzen Geschichten zu hören. Anfangs war es sehr gewöhnunsbedürftig, dem nicht wirklich geübten Lesestil von Dieter zuzuhören, aber nach einer Weile vergisst man alles um sich herum (sogar abzubiegen) und ist voll drin. Geil ist die Geschichte von Nörchen und Thomas, ich möchte hier an dieser Stelle jedem MODERN TALKING-Hasser raten, diese Story zu hören. Geil, Danke Dieter, manchmal bist du mir sympathisch.
In Siegen war dann wieder dieses Problem mit den wirklich merkwürdigen Straßenbezeichnungen, denn auf unserer Wegbeschreibung wurden die Straßen alle mit ´nem Buchstaben hinter der Zahl gekennzeichnet, nur sieht es auf der Straße anders aus, da sind dann keinerlei Buchstaben an den Schildern und die B54 geht dann mal nach links ab oder nach rechts und nach links oder beides oder nach oben. Nach ´ner halben Stunde und 15 Kilometer Hin- und Her-Geeier sind wir dann aber doch angekommen. Der Club befindet sich in einer Umbauphase, man hört Kreissägen und Hammergeräusche, die Heizung scheint auch noch nicht installiert zu sein. Nach kurzem Begrüßen der Veranstalter und freudigem Wiedertreffen mit den Trips geht es dann auch gleich an den Soundcheck. Gesang und Bassdrum wurden abgenommen, die Verstärker justiert und dann ging’s ordentlich los.
Als Catering hatten wir Pizza von Edeka und halbe Oettinger. Ich lass’ das mal so stehen.
Am Abend waren dann so 38 tatsächliche Gäste da, und bei dem wirklich coolen Gig von Trip bildete sich fast so was wie eine Crowd.
Mir ham’se heute sehr gut gefallen (gut gebrüllt, Kleiner). Ich glaube, wir selber hatten heute ein kleines Energiedefizit und hingen alle so irgendwie ab auf der Bühne.
Dennoch durften wir ’ne Zugabe spielen und konnten sogar ein bisschen Stuff verkaufen.
Wir sind privat untergekommen, direkt in der Nähe des Clubs, es gab drei Matratzen, die dazugehörigen Decken wurden vor paar Wochen von einer anderen Band geklaut, die hier auch gepennt hatte.
Glücklicherweise aber sind wir gut ausgestattet, haben unsere Schlafkokons ausgepackt, den Laptop aufgebaut und noch `ne Stunde „Gib den Affen Zucker“ mit Adriano Celentano und Ornella Muti geglotzt. Dann bin ich eingepennt.
Montag, 09.01.06
Rainer: Aufwachen in Siegen, irgendwie kalt, ich hab gestern Nacht die Heizung ausgemacht, weil es sehr stickig war. Fiedes Stimme weckt mich: „Ist Rainer eine Raupe?“, worauf ich erwiderte, dass ich bald ein Schmetterling sei. Schön, mit witzigen, gutgelaunten und vor allem gut aussehenden und intelligenten Menschen (oder doch eher Mutationen?) auf Tour sein zu dürfen. Wir machen uns auf, die tägliche Aufgabe der Nahrungssuche zu beginnen. Wir wollten eigentlich in einen Konsumpark fahren, um gleichzeitig Wartungszubehör für den Bus zu kaufen, sind dann aber in einer abgefuckten Imbissbude gelandet und haben zum Frühstück Pommes wahlweise mit Currywurst gegessen. Nun, es war auch schon halb zwei.
Im Moment sind wir gerade bei Stefan in Düsseldorf, Matilda ist vorbeigekommen und hat ihre Eltern Silvie und Alex mitgenommen, Mannomann kann die flirten, da bleibt kein Mukker Kerl.
Thays und Fin haben eingekauft, kochen gerade etwas leckeres, gleich gibbet Essen. Super.
Es kamen noch Alex, Klaus, Flo und Tine und Basti. Nach dem Essen sind Thays und ich mit den 3 Trips und Silvia zu Tim und Wilma um anschließend ins „Engelchen“ zu gehen. (Schwarzfahren ist aufregend, in Flensburg gibt es keine S-Bahn.)
Der Barkeeper ist definitiv ein Unikat, er hat uns mit Diebels Alt und Pils versorgt und sogar noch Jägermeister ausgegeben, wobei er mir ein „Mädchenlikör“ gab, da ich aus Spaß ein Kölsch bestellt hatte. Jenes wollte er auch zapfen, handwarm direkt auf der Toilette. DÜSSELDORF, Alter…
Thays: An dieser Stelle muss ich mal eine Trippel-Laudatio raushauen: Ich bedanke mich beim Engelchen-Barkeeper, der uns dann Gott sei Dank irgendwann rausgeschmissen hat (sonst hätte man den Gig am nächsten Tag schon mal als geschenkt abhacken können); danke auch an Silvi, die uns heil und geradewegs durch die scheiß-kalte Nacht direkt nach Hause gelotst hat; und letztlich danke ich Rainer, der zusammen mit mir standhaft die Atze-Fahne hochgehalten hat. So, jetzt pennen oder so.
Dienstag, 10.01.06
Köln, Sonic Ballroom
Rainer: Aufwachen in Düsseldorf, es ist hell, nicht kalt, die anderen schlafen noch, gefühlte Zeit: 12:06, tatsächlich: 11.59. Aufstehen. Fiede wird wach, wir müssen die Parkuhr füttern. Fiede geht los und kommt mit Brötchen wieder. Wir frühstücken bei Stefan und Simone in deren Wohnung. Es wird Mittag, Flo, Alex und Klaus kommen, wir fahren nach Köln. Wir kommen ohne Probleme im Sonic Ballroom an, wir sind zu früh, treffen uns mit den anderen im Cafe „Die Küche“ in der Venloer Straße, wir trinken heiße Getränke und gehen wieder in den Club. Wir machen Soundcheck. Nachdem gab’s Essen. Kartoffelauflauf. Danach kam ein Redakteur von Casino Royal, hat mit uns allen ein Tourinterview gemacht und ein Gruppenfoto.
Tim, Wilma, Stefan, Simone, Ingo, Jörkk, Methi, Heidi und ein paar von Cargo waren da. Wir spielen uns den Arsch ab, fühlen uns prächtig. TRIP FONTAINE legen auch ein sehr gutes Set hin, ich mache den Gitarrenroadie von Klaus.
Thays: Bei meinem persönlichen TRIP FONTAINE-Lieblingssong ‚Insomniacs unite‘ dachte ich heute, es wäre unser letzter gemeinsamer Gig mit den Jungs, da sich Sänger Klaus umgehend daran machte, seine Klampfe und alles andere, was ihm in den Weg kam, regelrecht hinzurichten. Ein begeistertes, aber auch ratloses Publikum wurde im Schatten dieser Darbietung zurückgelassen. Später fand ich Klaus auf seiner Matratze sitzend mit einer Träne im Knopfloch vor. Er zeigte mir das Dutzend Narben auf seiner Gibson und gelobte Besserung für die nächsten Tage. Er so: „Ich muss damit aufhören!“ Ich stimmte zu, aber glaubte ihm irgendwie kein Wort. So, nun wieder die Atze-Fahne am Tresen hochhalten, einen HALLO KWITTEN-Song mitgröhlen und sich wie zu Hause fühlen.
Rainer: Zum Ende kam Trini Trimpop und fragte mich, wie die Band heißt, ich sage ihren Namen und verweise auf den Merchandise-Stand, worauf er sagt, er brenne nur, er kaufe keine CD’s und wolle wissen wo man das runterladen kann.
Wir trinken Kettenfett, gucken Bud Spencer und Terence Hill und legen uns schlafen.
Ich wache gegen 12.10 auf. Ein Gefühl der Routine kommt auf. Touralltag.
Mittwoch, 11.01.06
Tübingen, Epplehaus
Fin: Aufwachen auf einer durchgelegenen Matratze im Sonic Ballroom. Heute geht’s mir das erste Mal richtig dreckig. Das könnte am Vorabend liegen: eine Schachtel Kippen, Astra und Kettenfett (der Spezial-Kurze im Ballroom). Egal. Ich gehe Frühstücken – die anderen auch. Ich gelobe feierlich, heute nicht zu rauchen und nicht zu saufen. Wir laden den Wagen ein und fahren Richtung Tübingen. Etwa fünf Stunden Fahrt und dieses Mal dürfen Rainer und ich hinten sitzen und eine DVD gucken. Wir entscheiden uns für „City of god“ und werden nicht enttäuscht – ein dufter Film. Ich zünde meine erste Kippe an und werde dafür von den vorderen Sitzen abgemahnt. Scheiße, ich kann irgendwie nicht ohne. Dann tauschen wir wieder und ich bin Rainers Co-Pilot. Ich penne ein und wache erst 10 km vor Tübingen wieder auf. Wir sind spät dran. Macht nix. Schnell ausladen, aufbauen und hoffen, dass Leute kommen. Immerhin ist heute Mittwoch, und da erwarten wir das Schlimmste. Die Wartezeit wird uns von superleckeren selbst gemachten Veggi-Burgern versüßt, und auch sowieso ist das Epplehaus ein dufter Schuppen. Ein uraltes vierstöckiges Stadthaus direkt neben dem Hauptbahnhof. Die Beschallungsanlage ist erstklassig, und im obersten Stockwerk ist der Bandraum. Dort liegen schon Matratzen und Bettzeug für uns bereit. Einen Fernseher gibt es auch. Es läuft gerade „Die Reise ins ich“. Es ist warm, und wir sind im Himmel!
Dann legt auch schon die erste Band FORGOTTEN DESTINY los und schockt. Guter Sound, und der Laden ist gut gefüllt. Dann sind die Trippers dran und räumen wieder mal ab. Ich hole mein zweites Bier und werfe damit endgültig meine guten Vorsätze für den heutigen Abend über den Haufen. Egal. Wir sind um 24:00 Uhr dran und es sind tatsächlich noch fast alle Leute da. Geil. Wir haben Bock und die Leute auch. Später am Abend wird vom „besten Gig der ganzen Tour“ gemunkelt, aber das mag auch am lokalen „Tannenzäpfle-Bier“ gelegen haben. Ich halte nach dem Gig nicht mehr lange durch und packe mich nach einer heißen Dusche ins Bett und gucke TV, bevor ich in einen komatösen Schlaf falle. Totale Fehlentscheidung! Am nächsten Morgen höre ich von dem legendären Breakdance-Battle (Trippers vs. Atze), der gestern noch stattgefunden hat. Da hätte ich schon gerne mitgemacht, denn jeder, der mich kennt, weiß, was für dufte Moves ich drauf habe. Pech gehabt. Peace and out!
Thays: Ja, das Breakdance-Battle sollte eines der Highlights der Tour sein: Nachdem sich die Besitzer des Epplehaus nur kurz wunderten, was denn der Flo hinter dem Tresen am CD-Player mache, sagte der nur kurz: ’na disco, alter‘, drehte die Anlage voll auf, fraß den Volume-Knopf auf und schon liefen die Hits von Q AND NOT U und alles andere im Discobeat in Konzert-Lautstärke durch die Boxen. Die Trips fangen an, durchzudrehen. Knee Drop, Backslide, Backflip,…es wurde alles geboten…..ich konnte durch meinen Moonwalk begeistern. Und wer weiß, ob Rainer und Fiede jemals den Klassiker ‚Die Schubkarre‘ so makellos aufs Parkett gezaubert bekommen, wie an diesem Abend. An den ‚All-bones-broken‘ traute sich Gott sei Dank keiner.
Anschließen wurden wir des Dancefloors verwiesen und durften uns noch soviel Pils aus dem Kühlschrank mitnehmen, wie jeder tragen konnte. Es ging dann noch bis 5 halb 6, und man kann wohl ohne Zweifel behaupten, dass mit diesem Abend und diesem Konzert sämtliche Mauern zwischen den Trips und uns niedergerissen worden sind. Das war’s von mir. Ich gebe zurück zum Frühstück.
Donnerstag, 12.01.06
Rainer: Im Epplehaus haben wir uns sehr wohl gefühlt. Im dritten Stock befindet sich eine Schreinerwerkstatt, ich bin begeistert und will anfangen zu schnitzen, doch wir gehen lieber erst einmal n’ Stadtrundgang machen und kaufen Postkarten für Mutti und die anderen Frauen, denn mittlerweile sind wir schon fast eine Woche auf Tour, und wir fangen an, die schöneren Wesen zu vermissen. Wir fahren gegen 15:00 Uhr los und sehen von weitem an einer Bushaltestelle zwei Wandergesellen, ich dachte zuerst es seien Vogtländer, wegen der Knöpfe, und achtete erstmal nicht auf deren Gesichter. Als wir im Blickkontakt waren, dachte ich, mein Schwein pfeift, denn einer der Wandergesellen war niemand anderes als die frische Wandergesellin Freia aus meiner Bildhauerklasse in Flensburg. Vollbremsung. Es folgt freudiges Begrüßen, wir rücken ein wenig zusammen und fahren gemeinsam nach Würzburg. Auf dieser Strecke ham’ Fin und ich Dieter zu Ende gehört, zum Schluss schwächelt die Story ein wenig, aber es lohnt trotz dessen definitiv, sich die Geschichte zu Gemüte zu führen.
Würzburg, Immerhin
Rainer: Wir finden den Club sofort, wir waren immerhin schon mal hier. Zeitgleich kommen die Trippers. Wir laden aus, bekommen Wurstsuppe und wahlweise Suppe ohne Wurst, lecker. Eigentlich hätten wir einen Off-Day, aber Fin der Fuchs hat vor zwei Wochen schnell noch den Frank vom Immerhin angerufen und gefrag, ob wir auf Kasse seinen Club leihen dürfen, so ohne Risiko für ihn, denn so kurzfristig kann man nicht so gut promoten. Dennoch waren gut 50 konzertfreudige Ohren im Laden, unter anderem Silke und Freia, und wir hatten alle einen schönen Abend. Die Trippers sind danach nach Hause gefahren, und wir haben zwischen Vogelspinnen und Spinnenfutter in Form von zirpenden Grashüpfern bei Frank geschlafen. (Thays: „Hm, die Grillen-“ Ich: „Wah, ich riech nix…“)
Freitag, 13.01.06
Rainer: Wir konnten leider nicht ausschlafen, denn Frank musste wichtige Dinge erledigen, und somit waren wir um 12:00 Uhr schon wieder auf der Piste. Da der Gig in Augsburg aus nicht ersichtlichen Gründen abgesagt wurde, sind wir nun nach Wiesbaden zu Henning gefahren. Hier bekommt man immer Asyl. Wir sind ziemlich unausgeschlafen um 14:00 Uhr angekommen.
Thays pennt in Hennings Bett, Fin darunter auf dem Fußboden, Fiede ratzt dann und wann beim DVD gucken auf dem Sofa ein, und ich hab auch meine schwachen Momente bei „Lars der Eisbär“. Es soll heute ein Chill-Tag werden. Fiede und Fin bleiben den ganzen Tag drin, Thays und ich haben uns mit den Trips im Schlachthof verabredet. Wir waren da, haben Aufkleber auf der Toilette gelassen, ne Stunde auf die Jungs gewartet, die sind nicht gekommen, noch ein Bier noch, und dann wieder nach Haus zu Henning.
Samstag, 14.01.06
Neukirchen, Sägewerk
Rainer: Nach gemeinsamen Brunch sind wir dann fit wie Turnhosen nach Neukirchen gefahren. Eigentlich sollten wir nach Schwalmstadt, aber „Die Bar“, wo wir hin sollten, war leider abgebrannt. Das Konzert wurde aus diesem Grund nach Neukirchen ins „Sägewerk“ verlegt. Draußen hatte es ca. –13 Grad, drinnen gab’s keine Heizung, nur zwei Gasstrahler, die auch nicht wirklich etwas vom Teller rissen. Es gab Nudeln mit Soße. In dem Moment fiel uns auf, dass es am Touranfang sowie am Tourende Nudeln gab, dazwischen immer etwas anderes (Im Ganzen war das beste Essen im Sonic Ballroom).
Schlafen durften wir in einem kleinen Kabuff, welches unter anderem als Proberaum dient, in dem ein kleiner Heizlüfter stand, diese kleinen Dinger sind immer super für trockene Popel. In dieser Nacht habe ich zum ersten Mal auf einem Feldbett gepennt, ging gut. Mit zwei Schlafsäcken hab ich auch nicht gefroren.
Thays: Wie geil aber auch, dass man irgendwo in Nord-Hessen in einen Dorfdisse-mäßigen Club kommt, an den Wänden überall Poster von DJ Manni und irgendwelchen Blues-Bands hängen, und beim Betreten als erstes seine Flensburger Lieblingsband durch die Boxen ertönt. ‚Schwan’…TURBOSTAAT…ich sing mit. Das Lied sollte an dem Abend noch siebenmal mehr laufen… egal, ich sing wieder mit 🙂
Fin: Die letzte Show der Tour ist leider auch die am schwächsten besuchte. Neukirchen (bei Kassel) hat geschätzte 5 000 Einwohner. (Da darf sogar ich als Kleinstädter von einem „Kaff“ sprechen – auch wenn mich die lieben Einwohner von Neukirchen jetzt hassen). Das „Sägewerk“ ist die zum Kaff gehörige Dorfdisko. Wir bringen es auf 25 zahlende Gäste, was bei einem Laden, der etwa 200 Leute fassen könnte, echt scheiße aussieht. Uns ist das alles seltsam egal. Wir wollen ja nur unseren letzten gemeinsamen Abend genießen. Alex schnappt sich eine Gitarre und entert als erster todesmutig die Bühne und spielt uns zwei dufte Songs vor. Sehr schön!
Anschließend TRIP FONTAINE, die wieder mal großartig sind, was jedoch ein kleiner Teil des Publikums nicht zu honorieren weiß. Die Dorfjugend hat sich gegenüber der Bühne auf einem Balkon verschanzt und macht uns durch freche Zwischenrufe klar, dass wir „Großstädter“ hier überhaupt nix zu melden haben. Mein liebster Zwischenruf an diesem Abend ist: „IHR WICHSER KÖNNT DOCH KEINE MUSIK, EY!“ Ein wahrlich schöner Moment an so einem tristen Abend.
Den krönenden Abschluss der Tour machen Timo (aka „Schnuppi“) und Basti mit ihrem Zwei-Mann-Schweden-Gitarre-Knüppel-Kreischcore-Projekt. Zwei Mann – zwei Songs – Inferno auf der Bühne. Das Publikum: begeistert!
Dann folgt die improvisierte Abschiedsfeier, denn die Trippers fahren heute noch nach Hause. Tränenreiche Szenen, Männer liegen sich in den Armen, das obligatorische Abschieds-Possee-Foto und der Rest ist irgendwie verschwommen.
Eine großartige Tour, auf der wir nette Menschen kennen lernen durften. Danke an alle, die uns so nett empfangen haben, uns auf ihrem Fußboden schlafen lassen haben, die uns Essen gekocht haben und die auf unsere Konzerte gekommen sind. Ihr seid super!