Mütze tief ins Gesicht gezogen, durch den grauen Häuserwald und grauen Dezember bahnt sich eine Melodie ihren Weg. Ich sollte mal wieder zur Gitarre greifen. Mal wieder das 4-Spur-Aufnahmegerät aktivieren und einfach drauf losspielen. Weg hier, irgendwohin. In ein Haus nach Dänemark. Jaja, da fahren alle hin. Aber gerade dort können sich kleine Ideen behutsam entfalten, dort kann man sich am Fjord von Bands wie NEU!, CONTRIVA und der guten alten Weilheim-Schule inspirieren lassen.
ERDBEERTÖRTCHEN schreiben Lieder, die völlig ohne Gesang auskommen. Im Gegensatz zu vielen anderen Instrumentalbands verzichten ERDBEERTÖRTCHEN auf vertrackte Disharmonien, düstere Soundlandschaften und Gitarrenwände. „Wald“ kommt alles andere als sperrig daher. Das hier ist Pop! Instrumentalpop, der auch mit Gesang funktionieren könnte. Aber muss das wirklich? Die Melodien bleiben im Ohr, die Songs sind trotz ihrer eingängigen Harmonien vielschichtig arrangiert. Vom Artwork bis zum Einsatz von zusätzlichen Instrumenten wie Bratsche, Tenorhorn oder Vibraphon ist hier alles sehr stimmig und liebevoll zu einem Gesamtwerk zusammengesetzt worden. „Wald“ klingt nie nach Kalkül, ist eher eine Bauchplatte, vielleicht in ihrem Genre die beste des Jahres.
Und wer wirklich Texte braucht, der folgt dem Vorschlag der Band selbst zu singen. Inspiriert durch Titel wie „Borowski wie Zilinski“, „Magenfahrplan“ oder „Sauerampfer“, textet man z.B. „Germpfpferd am Bahstehdampfer“ oder „Gieraffe im Laxos-Leda-Land.“ Einfach rauslassen, was drin ist. Dafür plädierte schon Rocko Schamoni!