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ZYMT – Das Privileg der Misanthropie

 
Es ist Sommer (okay, der ist bald vorbei, aber egal – Klimakrise sei Dank bleibt’s im Herbst bestimmt noch weiter schön warm), und da braucht es sonnige, energiegeladene Musik als Soundtrack zu lauen Sommernächten, viel zu sonnigen Spaziergängen, ausufernden Partys, Roadtrips an die Küste oder was man sonst so unternimmt. Da kommen ZYMT mit ihrem Erstlingswerk „Das Privileg der Misanthropie“ genau richtig. Treibendes Stakkato-Schlagzeug, sommerlich-cleaner Gitarrensound, eine Prise Pop-Appeal, humorvoll-dadaistische bis ernste Texte und eine große Kelle NDW-Anleihen mit Synthies und Orgelsounds machen die Platte zu einem großen Spaß. Ist das noch Punkrock? Ist doch egal.
Die Zwei-Minuten-Marke knacken die insgesamt 13 Songs des Albums (laut Plattenfirma eine Gesamtspielzeit von „haargenau 1137 Sekunden“) nur selten. Wieso auch, wenn vorher alles gesagt ist? Ähnlich wie bei den von mir sehr geschätzten TEAM SCHEISSE schaffen auch ZYMT es, musikalisch über den Deutschpunk-Tellerrand zu blicken und in ihren Texten wahlweise sehr deutlich zu sein oder Fragezeichen bei ihren Hörer:innen zu hinterlassen. Bisweilen – z.B. in „Die Pampaboys vom Kamener Kreuz“ – erinnern ZYMT sogar an die mächtigen KASSIERER. Allerdings rein musikalisch. Geschlechtskrankheiten und übermäßiger Alkoholkonsum spielen eher eine untergeordnete Rolle im textlichen Kosmos der Ruhrpott-Band. Der pünktlich zur letztjährigen Bundestagswahl veröffentlichte Album-Vorbote „Was kannst du für Armin Laschet tun?“ bleibt immer noch ein Album-Highlight – und ist der straighteste Punksong auf „Das Privileg der Misanthropie“. Der Rest des Albums steht dem qualitativ aber in nichts nach.
Um noch mal den Promo-Text der Plattenfirma zu bemühen: „Eine Musikgruppe wie ein Autounfall auf der B1 – berechenbar, aber zermürbend nervig. Frühe ÄRZTE, späte ROLAND KAISER. ZYMT sind mindestens ähnlich gaga wie eine Auffahrangelegenheit: musikalisch und textlich.“ Dem ist irgendwie nichts mehr hinzuzufügen.
Jetzt müssen zymtigen Pampaboys nur noch ihren Allerwertesten hochkriegen und Konzerte spielen, die hoffentlich genau so mitreißend sind wie ihr Album-Erstlingswerk.