Normalerweise würde man die Reiserichtung wohl andersherum erwarten. WILLY GANTRIM aber machte sich von Brooklyn nach Kopenhagen auf, um sein neues Werk zu produzieren. Und dabei ist ihm ein schwankendes, betrunkenes Blues-Album gelungen, das durchaus mit BOB DYLAN mithalten kann und vor Lebendigkeit nur so strotzt. Klar ist das Blues, aber in „Alone & adrift“ steckt so viel mehr, so viel Spielwitz und überhaupt Humor, wie man es auf einem solchen Album eigentlich nicht erwartet. Die Entscheidung, diese CD vollkommen analog aufzunehmen, war definitiv die richtige, denn die elf Songs klingen dermaßen authentisch, als wären sie direkt aus den Siebzigern gerissen worden, ohne dabei allerdings ihre Wurzeln zu verlieren. Selbst Reggae-Anleihen werden bei WILLY GANTRIM hör- und akzeptierbar, wie er mit „Resignation“ beweist. Denn dieses Honky-Tonk-Piano ist derart inspirierend, dass man wahlweise zum nächsten Drink greift oder sich ausgelassen auf der Tanzfläche herumtreibt. Man könnte sagen, dass sie hier angekommen ist, die fröhliche Seite der DOORS. Ein Album, das so viel Geschichte versprüht, dass man trotz der Laserabtastung den ein oder anderen Vinylkratzer zu hören meint, und das dennoch unverkennbar aktuell ist. Und „The rancor in needfulness“ sollte man ELEMENT OF CRIME für deren nächstes Cover-Album ans Herz legen. Ein amerikanisches Album aus Dänemark. Funktioniert.
WILLY GANTRIM – Alone & adrift
- Beitrags-Autor:Simon-Dominik Otte
- Beitrag veröffentlicht:20. September 2013
- Beitrags-Kategorie:Tonträger
Simon-Dominik Otte
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